Beitragsautor: Harry Frosch

Ein kultureller Clash auf der größten Football-Bühne

Bad Bunny und Adam Sandler bei der Vorstellung von Happy Gilmore 2
Bad Bunny und Adam Sandler bei der Vorstellung von Happy Gilmore 2
Foto: imago

Ach, die Halbzeitshow beim Super Bowl. Einst der Olymp amerikanischer Popkultur, heute eine Bühne für Globalisierung im Eiltempo. Während in den deutschen Wohnzimmern beim Namen Bad Bunny vermutlich eher an ein neues Energy-Drink gedacht wird, feiert ihn die halbe Welt wie einen Messias des Reggaeton. In Puerto Rico und Südamerika bricht der Mann Spotify-Rekorde, als wäre das die nationaler Volkssport – rund 36,4 Milliarden Streams in 2023, der meistgehörte Künstler weltweit noch vor Taylor Swift, Drake und The Weeknd.

Wer ist Bad Bunny – und warum kennen ihn hier so wenige?

Vielen Football-Fans in Deutschland hatte der Name Bad Bunny nicht mal ansatzweise etwas gesagt: Bei er Verkündung seines Super-Bowl-Engagements brach hierzulande erstmal eine kollektive Google-Welle los. Es dauerte keine fünf Minuten, bis Social-Media-Timelines voll waren mit Fragen wie: „Wer ist das?“ oder „Muss man den kennen?“, „Hab ich was verpasst?“ . Nachvollziehba, denn in Europa ist Bad Bunny bislang eher ein Mysterium aus Streaming-Listen und Latin Grammys, nicht aber aus den Airplay- und Bravo-Hitlisten.

In Deutschland muss man Kulturscout sein, um Bad Bunny mehr als nur vom Hörensagen zu kennen. Doch global gilt: Wer kein TikTok unter Stein betreibt, hat seine Hits zwangsläufig im Ohr. Der Mann, mit bürgerlichem Namen Benito Antonio Martínez Ocasio, hat von lateinamerikanischer Community bis zu US-Rap-Fans alles im Griff – seine letzten drei Alben schossen auf Platz 1 der US-Charts. 2022 füllte er das Yankee Stadium in New York (ausverkauft, 44.000 Zuschauer), verdiente nach eigenen Aussagen für seine Konzerttouren über 350 Millionen Dollar in einem Jahr.

ICE und Crew-Sorgen – Politik trifft Pop

Der Kritikpunkt, Bad Bunny habe bislang nicht wegen Aktivitäten der US-Einwanderungsbehörde ICE auftreten wollen, ist so kurios wie tragisch. Vor einiger Zeit erklärte er noch, dass er Konzerte in den USA skippt, weil seine Crew aus diversen Ländern stammt und er Angst hatte, jemand könnte im Backstage mit US-Behörden kollidieren. Respekt – das ist mal ein Rockstar, der sich nicht nur um eigene Gage sorgt. Dass er jetzt plötzlich doch zur Show geladen ist, ruft natürlich die Wokeness-Polizei und die Eisernen aus dem MAGA-Lager auf den Plan. Aber hey, die NFL entdeckt eben, wie sehr man internationale Märkte noch melken kann.

Singen auf Spanisch – und der Vorwurf der patriotischen US-Fans

Jetzt der Aufreger der Saison: Die Halbzeitshow wird wohl vorwiegend auf Spanisch performt. Für manche Traditionalisten in den Staaten eine musikalische Kriegserklärung:  kein englisch beim Super Bowl? Praktisch Blasphemie! Aber wer verdient sich heute noch Fankuschel-Einheiten in Milwaukee, wenn die Streaming-Zahlen in Mexiko und Brasilien ohnehin durch die Decke gehen? Im letzten Jahr sahen weltweit über 120 Millionen Menschen die NFL-Halbzeitshow, die internationalen Livestreaming-Zahlen stiegen um rund 13 % – das Geschäft ruft.

Sponsoren-Sorge und der Zorn der Traditionalisten

Man munkelt, einige Hardcore-Marken aus den USA überlegen sogar, ihre Superbowl-Sponsorships zurückzuziehen. Bud Light etwa, ohnehin vom letzten LGBT-Shitstorm akut traumatisiert, setzt lieber auf lokale Football-Werbung statt globales Community-Marketing. Die NFL allerdings hält tapfer dagegen: 2024 kamen mit Toyota und PepsiCo zwei neue Sponsoren mit Fokus auf lateinamerikanische Zielgruppen ins Boot; der Werbeanteil für den internationalen Markt steigerte sich um 22 %.

Bad Bunny bei „Happy Gilmore2“

Und jetzt wird’s richtig kurios: Ganz nebenbei hat sich Bad Bunny unlängst auch als Schauspieler einen Namen gemacht – unter anderem als Oscar, der Busboy-turned-Caddy an der Seite von Adam Sandler im Film „Happy Gilmore 2“. Was viele deutsche Fans völlig überrascht hat: Im Netflix-Sequel bleibt Benito nicht der typische Popstar, der für ein Cameo einmal den Schläger hält, sondern zieht praktisch den gesamten Film als unerschütterlicher Caddy durch, liefert Running Gags in Perfektion und lässt Adam Sandler ordentlich alt aussehen. Wer den Film gesehen hat, weiß: Der Mann kann nicht nur Beats und Balladen, sondern auch Comedy und Trash-Talk – ein Talent, das Adam Sandler im Lakers-Trikot angeblich direkt für sich gewinnen konnte.

Adam Sandler und sein Team haben diese Rolle speziell für Bad Bunny geschrieben, nachdem sie von seinem Auftritt als Moderator bei Saturday Night Live Anfang des Jahres 2025 beeindruckt waren. Neben Bad Bunny sind auch weitere bekannte Persönlichkeiten wie Kid Cudi, Post Malone und Alix Earle in der Fortsetzung zu sehen.

Zitat der Woche – und das Fazit

Die Debatte bringt es ein NFL-Manager auf den Punkt: „The NFL is not just an American league anymore. If Bad Bunny means growth, we’ll take it – with or without Bud Light.“ Na dann, Prost.

Wer meint, Popkultur sei die letzte Bastion patriotischer Reinheit, vergisst gern: Football war schon immer Entertainment. Diesmal in Lautstärke, Rhythmus und Sprache, die für den Superbowl eben auch den Rest der Welt abholen.

Ob am Ende nun Bad Bunny, Taylor Swift oder Leslie Mandoki mit Dschingis Khan auftritt, Hauptsache, der Ball fliegt weiter. Und ein bisschen mehr globale Sphäre hat dem Sport ja noch nie geschadet.

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