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NFL-Besitzer stimmen bei Frühjahrsliga-Treffen gegen Verbot des „Tush Push Play“

Frankie Luvu (4, Washington Commanders) versucht den Tush Push von den Philadelphia Eagles mit Jaylen Hurts (1)zu stoppen
Frankie Luvu (4, Washington Commanders) versucht den Tush Push von den Philadelphia Eagles mit Jaylen Hurts (1)zu stoppen
Foto: imago

„The tush can still be pushed“

Die NFL-Besitzer haben am Mittwoch gegen den Vorschlag der Green Bay Packers gestimmt, das sogenannte „Tush Push Play“ zu verbieten, das in den letzten Jahren durch die Philadelphia Eagles populär geworden war, wie die NFL Network-Insider Tom Pelissero und Judy Battista berichteten.

Der Antrag von Green Bay verfehlte die für die Annahme erforderliche Mehrheit von 24 Stimmen um zwei Stimmen, wobei 10 Teams bei der Frühjahrssitzung der Liga gegen das Verbot stimmten, wie NFL Network Insider Ian Rapoport berichtete.

Der Vorschlag  war gegenüber dem für die jährliche Liga-Sitzung im Frühjahr eingereichten Entwurf überarbeitet worden und hätte das Schieben oder Ziehen eines Läufers „in jede Richtung und zu jeder Zeit“ verboten, ebenso wie das Anheben des Spielers.

Die Eagles hatten extra ihre Center Legende Jason Kelce zu diesem Meeting geschickt, um für den Fortbestand des Tush Push zu werben. Kelce stand als Center jahrelang mittendrin und war einer der Erfolgsgaranten dieses besonderen Spielzuges.  Nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses feierten die Eagles diesen Sieg außerhalb des Spielfelds.

Der „Tush Push“: Einfach erklärt

Der „Tush Push“ ist ein charakteristischer und viel diskutierter Spielzug im American Football, der vor allem durch die Philadelphia Eagles in den Fokus gerückt wurde. Dieser Spielzug stellt eine spezielle Variante des klassischen Quarterback Sneak dar und wird typischerweise in Situationen eingesetzt, in denen nur minimaler Raumgewinn erforderlich ist – beispielsweise bei wenigen Zentimetern oder einem Yard bis zum nächsten First Down oder Touchdown.

Der Ablauf des Tush Push ist dabei recht einfach: Der Quarterback positioniert sich direkt hinter dem Center, der ihm nach dem Snap den Ball übergibt. Im Anschluss daran stellen sich zwei oder drei Mitspieler, häufig Running Backs oder Tight Ends, direkt hinter den Quarterback auf. Sobald das Spiel begonnen hat, drängt sich der Quarterback entschlossen in die Lücke an der Line of Scrimmage. Währenddessen unterstützen ihn seine Mitspieler, indem sie ihn von hinten am Gesäß nach vorne drängen, um den nötigen Raumgewinn zu erzielen.

Wie kam der Name „Tush Push“ zustande?

Der Name „Tush Push“ setzt sich aus den englischen Wörtern „tush“ und „push“ zusammen. „Tush“ ist im amerikanischen Slang ein umgangssprachlicher Ausdruck für den Po oder Hintern, während „push“ für stoßen oder schieben steht. Der Begriff beschreibt also prägnant, was bei diesem Spielzug geschieht: Die Mitspieler schieben den Quarterback am Gesäß vorwärts.

Es ist zudem interessant, dass das Wort „tush“ seine Wurzeln im Jiddischen hat – abgeleitet von „tukhes“, was ebenfalls „Hintern“ bedeutet. Über die Jahre fand der Begriff „tush“ als Slang-Ausdruck seinen Weg in die amerikanische Alltagssprache und wurde schließlich Teil des Football-Jargons.

Kritikpunkte am „Tush Push“

Der Tush Push hat seit seiner Etablierung in der NFL für lebhafte Diskussionen gesorgt. Diese Debatten konzentrieren sich auf mehrere zentrale Kritikpunkte, die sowohl die Sicherheit der Spieler als auch den allgemeinen Spielfluss betreffen.

1. Verletzungsgefahr

Ein wesentliches Argument gegen den Tush Push ist das erhöhte Verletzungsrisiko, das mit diesem Spielzug verbunden ist. Da bei der Ausführung fast alle 22 Spieler auf engstem Raum agieren, kommt es zu dichtem Körperkontakt und potenziell gefährlichen Situationen. Brian Gutekunst, General Manager der Green Bay Packers, äußerte sich dazu und warnte: „Das könnte zu katastrophalen Verletzungen führen“. Auch NFL-Commissioner Roger Goodell hob hervor: „Ich denke, dass in diesem Fall auch das gesundheitliche Risiko der Spieler beachtet werden muss. Bei Spielzügen, bei denen geschoben oder gezogen wird, denke ich, dass ein höheres Verletzungsrisiko besteht“. Trotz dieser ernsten Bedenken fehlt es bislang an belastbaren medizinischen Daten, die die mögliche Gefährdung der Spieler medizinisch belegen.

2. Störung des Spielflusses

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf den Spielfluss, der durch den Tush Push beeinträchtigt wird. Viele Kritiker empfinden das Play als wenig dynamisch und betrachten es in diesem Zusammenhang oft als „uninspiriert“. Diese Wahrnehmung könnte negative Auswirkungen auf die Attraktivität des Spiels für die Zuschauer haben, da sie sich stattdessen an temporeiche und abwechslungsreiche Spielzüge gewöhnt sind.

3. Unfairer Wettbewerbsvorteil

Ein nicht weniger kontroverses Thema ist der vermutete unfaire Wettbewerbsvorteil, den Teams wie die Philadelphia Eagles aus einer effektiven Ausführung des Tush Push ziehen können. Kritiker argumentieren, dass es ungerecht ist, wenn bestimmte Mannschaften durch ihre Fähigkeit, dieses Spielzug besonders gut umzusetzen, bevorzugt werden. Zugleich wird die Forderung nach einem Verbot oft als Ausdruck von Frustration angesehen, insbesondere von Seiten der Teams, die nicht in der Lage sind, den Tush Push mit vergleichbarem Erfolg einzusetzen. Ein entsprechender Kommentar dazu lautet: „Warum sollen die Eagles bestraft werden, weil sie einen Spielzug besser können als andere?“

4. „Tush Push“ gehört nicht zum American Football  

Nicht zuletzt wird der Tush Push auch im Kontext der Ästhetik des Spiels kritisch betrachtet. Viele Fans empfinden diesen Spielzug als wenig ansehnlich. Das Spielzug wird oft mit einem Rugby-Element verglichen und als „Dampframme“ beschrieben, was nicht dem klassischen Bild von American Football entspricht. Diese Wahrnehmung könnte potenziell die Darstellung und das Image des Sports in der Öffentlichkeit beeinträchtigen. 

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