Beitragsautor: Holger Weishaupt

NFL Munich Game, eine Nachbetrachtung und Ausblick auf die weitere Entwicklung

Jamal Musiala im NFL Interview
Jamal Musiala im NFL Interview
Foto: imago

Fußball-Fans mit Kritik am NFL Munich Game – die Internationalisierung geht weiter

Vor knapp einer Woche fand am 10.November in der Allianz Arena das NFL Munich Game statt.

Vor 70.132 begeisterten Zuschauern gewannen die Carolina Panthers in der Overtime mit 20:17 gegen die New York Giants. Über 3 Mio. Fans hatten sich dafür online um Tickets bemüht, obwohl nicht unbedingt zwei Spitzenteams in München antraten. Beide Teams reisten mit einer 2:7 Bilanz nach München und kaum jemand hatte dann doch solch ein spannendes Spiel erwartet.

Die Fans feierten nach 2022 wieder NFL-Football in München und hatten ihren Spaß. Dafür hatte sich die NFL, die Stadt München und auch der FC Bayern München sehr viel Mühe gegeben. Es wurde extra eine Internetseite https://www.touchdownmunich.com/ eingerichtet, welche über alle Aktivitäten rund um das Spiel informierte. Neben den Fanclubs der beiden teilnehmenden Teams hatten sieben weitere NFL-Teams in verschiedenen Brauhäusern und Pubs ihre Fanlager eingerichtet, wo Alle friedlich feierten. Die Carolina Panthers präsentierten sich auf einer Showbühne in der Stadt und halfen bei der Münchner Tafel. An diesen Tagen waren Football Fans aus aller Welt zu Gast in München und feierten gemeinsam, egal zu welchem Team sie gehörten. So waren auch viele Fans in Trikots von Teams zu sehen, welche mit den Events eigentlich gar nichts zu tun hatten.

Aber nicht alle waren begeistert, rund um das Spiel gab es auch kritische und negative Kommentare von Fußball-Fans, die diesem Spiel so gar nichts abgewinnen konnten. So gab es das übliche Gejammere über den schönen Fußballrasen, welchen die Footballer kaputtmachen würden. Und das obwohl extra ein strapazierfähiger Hybridrasen verlegt wurde und die NFL die Kosten dafür übernahm. Das nächste Heimspiel der Münchner findet durch die Länderspielpause erst wieder am 22. November statt und bis dahin wird der Rasen auf jeden Fall wieder top sein.

Einige Fans machten auch mehr oder weniger ihre Abneigung gegen American Football und die USA im Allgemeinen deutlich, hier eine kleine Auswahl: „In München wird Fußball gespielt, nehmt euer komisches eiförmiges Spielgerät und spielt da, wo es einen juckt“ / Solln bleim, wos herkemma, USA is nix für uns“ / „Viel Show und wenig Sport, brauchen wir hier nicht. Spielt lieber richtigen Fußball, dafür wurde das Stadion gebaut“ / „Das N in NFL steht nicht für Niederbayern“ / „Dieser Sport ist das Letzte und wird sich hier nie durchsetzen“. Nett war ein Kommentar eines Fußballfans, der forderte, dass der FC Bayern München die eigenen Mitglieder bei der Ticket-Vergabe bevorzugen sollte, weil er in der Warteschlange nur auf einem Platz über 2 Millionen gelandet war.

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Die NFL baut die Internationalisierung noch weiter aus

Interessant waren dann auch Beiträge von Fans, welche den Klimaschutzaspekt solcher internationalen Flüge kritisierten. Dabei gehört gerade der FC Bayern München im Fußball zu den Vorreitern der Internationalisierung, um internationale Märkte zu erschließen. So tingelte er bereits in den USA, China, Südkorea, Thailand und Katar und besitzt Büros in New York City, Shanghai und Bangkok. Darüber hinaus pflegen die Bayern eine enge Kooperation mit dem amtierenden Super Bowl Champion Kansas City Chiefs. Ein Vorstandsmitglied der Bayern sitzt sogar im Beirat der Chiefs.

Beim Spiel selbst waren zahlreiche aktive und ehemalige Bayernspieler wie David Alaba, Marcel Sabitzer, Leroy Sane, Manuel Neuer, Jamal Musiala und Alphonso Davies dabei. Neuer durfte sogar die große „Keep Pounding“ Trommel der Carolina Panthers schlagen und Musiala gab RTL NFL ein Interview. Doch selbst das veranlasste einige Fußballfans zu Kommentaren wie „die Spieler hatten gar keinen Spaß dabei, die mussten dahin“ und „die wurden nur gezwungen, da mitzumachen“

Die NFL hatte eine Choreo mit 50.000 Papptafeln organisiert, welche die Landesfahnen von Deutschland und den USA sowie das NFL-Logo zeigten. Alle machten mit und diese größte NFL Choreo sorgte auch international für Aufsehen. Aber selbst da machten sich die Fußballfans Gedanken über den Klimaschutz und die Papierverschwendung. Dabei finden in den Fußballstadien sehr viel größere und auch kreativere Choreos statt, die immer wieder für tolle Stimmung sorgen. Wir können nicht beurteilen, ob die eingesetzten Materialien und auch die Pyro besonders klimaverträglich sind?

Aber wie auch immer, die Fans im Stadion hatten wieder ihren Spaß und bei den beiden Nationalhymnen wurden die Interpreten David Garrett und Florentina nicht ausgebuht, im Gegenteil, das Stadion sang mit. Das haben wir bei Fußballspielen schon anders erlebt.

Offensichtlich allen hat die spektakuläre Halbzeitshow von mgk (Machine Gun Kelly) gefallen, der mit „Lonely Road“ einem Remake von John Denvers „Country Roads“ begeisterte. Und als dann auch noch in der Allianz Arena das Original gespielt wurde und die Fans mitsangen, gab es wieder diese typische American Football Stimmung mit gemeinsamem Spaß und Freude aller Fans, unabhängig vom jeweiligen Team.

Die NFL setzt ihre Internationalen Spiele weiter fort und will die Anzahl sogar noch erhöhen. In diesem Jahr wurde erstmals auch ein Spiel in Sao Paulo, Brasilien ausgetragen. Für nächstes Jahr steht bereits das erste NFL-Spiel in Spanien auf dem Plan, dieses wird im legendären Fußballtempel von Real Madrid, dem Santiago Bernabeu Stadion stattfinden. Irland gilt auch als möglicher Kandidat der weiteren Expansion.

In Deutschland bemüht sich neben den bisherigen Austragungsstätten München und Frankfurt jetzt auch Berlin um die nächsten NFL Germany Games. Das verwundert bei den wirtschaftlichen Erträgen solcher Events keineswegs. So brachte das erste Spiel in München 2022 der Stadt einen wirtschaftlichen Effekt von 70 Millionen Euro, wie eine Studie der „The Sports Consultancy Group“ ermittelte. Die beiden NFL Frankfurt Games sorgten 2023 für eine ökonomische Wertschöpfung von rund 110 Millionen. Dazu stieg dadurch auch die Sichtbarkeit der Stadt Frankfurt in den Medien, was einem Wert ca. 34,5 Millionen Euro entspricht.

Bei aller vereinzelter Kritik an diesen internationalen NFL-Spielen haben die Städte, Vereine und Stadionbetreiber längst den außerordentlichen Wert dieser Veranstaltungen erkannt und es werden zukünftig eher mehr als weniger Spiele werden. Die Footballfans können sich darauf freuen und die Fußballfans werden sich damit abfinden müssen. Daran wird auch die ewige Rasendiskussion nichts ändern, mit denen sich American Football in Deutschland schon seit den 80iger Jahren auseinandersetzen muss.

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