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American Football soll in Europa nach Fußball zur zweitbeliebtesten Sportart werden

NFL Schaufensterwerbung in München zum NFL Munich Game 24
NFL Schaufensterwerbung in München zum NFL Munich Game 24
Foto: imago

Das hat sich die NFL als ehrgeiziges Ziel gesetzt. Und wenngleich der Weg bis dahin noch weit ist und der Sport gemessen an Mitgliederzahlen in Deutschland derzeit noch auf Rang 32 liegt, etabliert sich gerade die Bundesrepublik als europäische Hochburg des Football, mit bis in die 70er Jahre zurückliegenden aktiven Vereinen sowie als Austragungsort der NFL Europa-Spiele.

Die wirtschaftliche Bedeutung des American Football in den USA ist gigantisch: in der vergangenen Saison setzte die NFL rund 13 Milliarden US-Dollar (11.8 Milliarden Euro) um und ist damit dort profitreicher als jegliche andere Sportart. Doch damit nicht genug, die Entscheider haben ehrgeizige Pläne für die Expansion und zunehmende Bedeutung der Liga auch in Europa, wo man vor allem bei der jüngeren Demografie auf große Begeisterung stößt. Grund dafür: alles, was aus den USA kommt, ist „cool“. Derzeit verfolgen 3,6 Millionen Deutsche die NFL intensiv, 54 Prozent der Fans sind zwischen 16 und 34 Jahren alt. Den vergangenen Superbowl verfolgten knapp 4 Millionen Deutsche live im TV, und das, obwohl er hier zur späten Nachtzeit und bis in die frühen Morgenstunden übertragen wurde. Die steigende Nachfrage erkennen auch Sponsoren, die mit dem Einstieg in den Football starkes Potenzial wittern – sie können sich hier in einem relativ neuen Sportbereich einen Namen machen, die Zielgruppe ist laut Christian Koller, Vice President und Co-Head of Global Athlete & Team Marketing der Sportagentur SPORTFIVE „überwiegend jung, gut gebildet und kaufkräftig“. Neben der aktiven Teilnahme und dem Mitjubeln im TV wird hierbei auch der Bereich Sportwetten immer wichtiger, gerade Online-Wetten auf wichtige Ereignisse rund um Football stellen vielversprechende Einnahmequellen dar und machen das Verfolgen der Spiele noch spannender.

In den USA herrscht eine starke Fan-Kultur, hier trifft man sich wöchentlich zum Ansehen der Spielee im TV, oftvverbunden mit Grillen und Biertrinken. Football gilt nicht nur als starke Teamsportart, sondern auch sozial verbindend, und genau dies hoffen sich Sponsoren und TV-Sender zugute zu machen.

Dabei ist American Football in Deutschland keineswegs neu. Den ersten Verein gab es bereits 1977 mit den Frankfurter Löwen, davor wurde Football in den amerikanischen Kasernen der Nachkriegszeit gespielt, zu denen nur Soldaten Zutritt hatten. 1976 kamen zwei amerikanische College-Football Mannschaften nach Deutschland und spielten in ausverkauften Stadien in Berlin, Mannheim und Nürnberg, ebenso wie in Paris und Wien. Dies regte die Deutschen zur eigenen Teamgründung an, nach den Löwen kamen bis 1981 diverse weitere Vereine hinzu, unter anderem die Munich Cowboys und Berlin Bears, heute als Berlin Adler bekannt. Mit der Entstehung der ersten deutschen Ligen kam es auch zur Ausbildung einer deutschen Nationalmannschaft 1981 und der Gründung des American Football Verband Deutschland. (AFVD) 1983.

Auch als Publikumssport wurde American Football seitdem immer beliebter, insbesondere mit der Gründung von Pay-TV-Sender Premiere in den 90er Jahren. Erst seit 2015 sind NFL-Spiele regelmäßig im Free-TV zu sehen, in der vergangenen Saison 2023/24 sicherte sich RTL umfangreiche Übertragungsrechte. Die NFL unternimmt allerdings bereits seit vielen Jahren Bestrebungen die Sportart und damit auch die wirtschaftliche Bedeutung der NFL in Europa zu stärken: bereits seit 1983 fanden Pre-Season Vorbereitungsspiele in Europa statt, zwischen 1990 und 1994 trafen Mannschaften wie die Los Angeles Rams und die Kansas City Chiefs (1990) sowie die New York Giants und San Diego Chargers (1994) in Berlin aufeinander, gleichzeitig bildeten sich die World League of American Football und die NFL Europe als Ableger der NFL heraus.

Erst eit 2021 plante die NFL jedoch die große Expansion und Ausweitung der eigenen Spiele nach Europa mit der Einberufung seiner International Series, die reguläre Saisonspiele global etablierten, wobei die Standorte zwischen europäischen Metropolen sowie Mexiko und Sao Paolo wechselten. 2022 kamen die Seattle Seahawks und die Tampa Bay Bucaneers zum ersten Mal für eine Begegnung nach München, 2023 wurden zwei Spiele und Frankfurt ausgetragen, 2024 geht es nun zurück nach München, wo am 10. November die New York Giants und Carolina Panthers in der Allianz Arena aufeinandertreffen.

Mittlerweile spielen rund 72.000 deutsche Männer und Frauen aktiv in American Football Vereinen, organisiert in Ligen wie der German Football League (GFL) – die höchste Liga in Deutschland, die der 1. Bundesliga im Fußball entspricht, sowie die GFL 2 und zahlreiche Regionalligen.

Die Saison 2024 der GLF endete Anfang Oktober und beginnt gewöhnlich im Mai, doch auch in den kommenden Monaten wird in Sachen American Football für die deutschen Fans eine Menge geboten sein. Ende Oktober setzte sich das deutsche Nationalteam im zweiten Spiel der Europameisterschaftsrunde 2024 gegen Schweden durch, das Halbfinale wird allerdings erst im August 2025 ausgetragen, wo die Mannschaft auf das Team aus Österreich trifft. In aller Munde ist derzeit auch die erste Dokumentation zum GFL-Bowl, die seit 26. Oktober im öffentlichen Fernsehen ausgestrahlt wird und einen faszinierenden Einblick in die Welt des Deutschen American Football liefert und den Sport hierzulande noch bekannter macht.