Die sportlichen Hauptdarsteller
Die eigentlichen Stars der Anfangsphase der neuen Liga dürften auf den Trainerbänken sitzen. Mit solchen Trainerlegenden wie Terrell Buckley (Orlando), Reggie Barlow (Washington), Bob Stoops (Arlington), Wade Phillips (Houston), Anthony Becht (St. Louis), Rod Woodson (Las Vegas), Jim Haslett (Seattle) und Hines Ward (San Antonio) konnten tatsächlich profunde Kenner der Szene verpflichtet werden. Allen sagt man nach, ein gutes Händchen für Talente zu haben, alle haben in auf ihren bisherigen Trainerstationen ihre Handschrift hinterlassen und große Erfolge feiern können. Natürlich gemessen an den jeweiligen Möglichkeiten der Teams, die sie trainierten.
Dwayne The Rock Johnson zum bisherigen Line-Up: „Wir haben unsere Städte, unsere Teamidentitäten und unsere Rockstar-Trainer. Jetzt können wir unsere Kader mit hungrigen und verdienten Spielern füllen, die ihre Trikots mit XFL-Stolz tragen werden.“
In einem Nebensatz spricht The Rock damit genau das zentrale Problem an, vor dem die Liga zu stehen scheint. Die Mischung zwischen verdienten und jungen, talentierten Spielern muss erst noch gefunden werden. Und das in einer Anzahl, dass eine Liga mit acht Teams damit bestückt werden kann und die Teams auch nach Möglichkeit ausgeglichen besetzt werden können. Eine Herkulesaufgabe, vor denen die Macher da stehen.
Es ist ihnen aber absolut zuzutrauen, dass sie diese Herausforderung meistern werden. Sicherlich wird nicht von Beginn an die Creme de la Creme in der XFL anheuern wollen. Aber die Talente, die es knapp nicht in die NFL geschafft haben, können hier eine sehr attraktive Möglichkeitr sehen, quasi über den zweiten Bildungsweg in die Topliga zu kommen; eine oder zwei Spielzeiten in der „kleinen“ Liga um im Gespräch zu bleiben, dann den Vertrag in der NFL ergattern.
Umgekehrt dürften sich einige der altgedienten Profis aus der NFL in der neuen Liga durchaus Chancen auf einen gutdotierten Vertrag im Herbst ihrer Karriere ausrechnen. Die neue Liga deswegen aber als Operettenliga zu verspotten, wäre zu kurz gesprungen.
Der Ehrgeiz von Garcia, Cardinale und Johnsons ist nicht zu unterschätzen. Die drei haben nicht nur eine Menge Herzblut und Arbeit in dieses Projekt gesteckt, sondern auch eine nicht eben kleine Summe, um die Konkursmasse der 2020 nach nur fünf Wochen Spielbetrieb in die Insolvenz gegangene „alte“ XFL aufzukaufen: 15 Millionen Dollar sind auch für diese drei erfolgreichen Menschen kein Pappenstiel.
Das Finanzkonzept
Die Teams der XFL werden erfolgsabhängig finanziert. Da ist es ein Riesenvorteil, dass mit Walt Disney ein sehr potenter Broadcast-Partner gewonnen werden konnte. Kohnson, Garcia und Cardinale setzen darauf, dass in der Liga eine Mischung aus Spitzensport und Entertainment gelingen kann, die in dieser Art noch nicht existiert. Mit den Plattformen von Disney kann auch tatsächlich eine Reichweite erzielt werden, die beachtlich sein dürfte. Gerade die Sportsender ESPN und ESPN+ sind eine tolle Grundlage, die viele Einnahmen generieren kann.
Es bleibt abzuwarten, wie die Gelder verteilt werden. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die Einnahmen zentral aus Arlington verwaltet und verteilt werden. Das ist der entscheidende Unterschied zur NFL, deren Teams Privatleuten gehören und deren Eigentümer die ligabezogenen Einnahmen mit den lokal generierten Geldern wie Eintrittsgeldern und Merchandising-Einnahmen vereinen können.
Die ersten Fanartikel jedenfalls sind bereits zu erwerben, auch die Ticketpreise sind bereits festgelegt.
Man sollte dem Projekt zutrauen, ein voller Erfolg zu werden. Die Macher sind gut vernetzt, die Namen Garcia und RedBird stehen für solide Arbeit. Und mit Dwayne Johnson hat die XFL ein Gesicht, das allgegenwärtig und ausgesprochen sympathisch als Repräsentant auftritt.
Die Stadien
Wo viele Zuschauer erwartet werden, sollten auch fassungsstarke Stadien zur Verfügung stehen. Hier ist zwar noch nicht alles im „Grünen Bereich“, aber man ist auf einem guten Weg. Die Heimstätte der DC Defenders etwa wird das Audi Field in Washington sein, in Orlando wird im altehrwürdigen und grundsanierten Camping World Stadium gespielt. Das Lumen Field wird Austragungsort der Heimspiele von Seattle, in St. Louis wird der Football überdacht im „The Dome“ gespielt. Und wie bereits erwähnt, ist das Choctaw Stadium in Arlington die Homebase der Gesamtliga, nebenbei auch das Heimstadion der Arlington Renegades.
Ob es hier eventuell noch Änderungen gibt, und wo beispielsweise die Vegas Vipers spielen werden, ist noch nicht klar.
Fazit und Prognose
Die Neuauflage der XFL scheint besser durchdacht und solider gegenfinanziert zu sein als der Vorgänger. Mit dem Fernsehvertrag ist eine Basis vorhanden, auf der aufgebaut werden kann und soll.
Die Trainer sind teilweise die sportlichen Leiter der alten Liga, sie stehen also voll und ganz hinter dem Projekt, sind überzeugt davon, dass eine Liga existieren und bestehen kann, die eine offene Konkurrenz zur NFL darstellen will.
Und dank der drei Eigentümer, die jeweils recht wohlhabend sind und über eine Menge an Reserven verfügen, können auch ein oder zwei Jahre überbrückt werden, in denen zur Not eben nicht tiefschwarze Zahlen unter dem Strich herauskommen.
Wenn es jetzt noch gelingt, gute Spieler zu verpflichten, ist der Erfolg aber durchaus kurzfristig erwartbar. Allerdings ist die Konkurrenz groß, und die FL vergleichsweise spät dran. Es bleibt also spannend.