Als Klageführer hatte die USFL zuerst die Zeugen zu benennen. Und sie berief Pete Rozelle in den Zeugenstand, den NFL-Commissioner. Hauptgegenstand war ein Treffen zwischen Rozelle und einem gewissen Donald Trump, einem der Mitbegründer der USFL und Eigner der New Jersey Generals. Rozelle bestritt, Trump mit der Aussicht auf einen Platz in der NFL für die Giants zu belohnen, falls er der USFL das Grab schaufeln oder sie stark schädigen würde. Ebenfalls bestritt er, den Wunsch geäußert zu haben, dass Trump ein bestehendes Team aus der Liga habe kaufen können.
Donald Trump war schon in den 1980er Jahren kein Unbekannter. Er war ein exzentrischer, schwerreicher Unternehmer. Und zum großen Glück von Rothman und der National Football League war er dazu anmaßend, arrogant und objektiv gesehen schlichtweg unsympathisch. Rothman: „Er war ein lausiger Zeuge für sie, und ein großartiger für uns.“
Trumps Aussage deckte sich eigentlich nur in einem einzigen Punkt mit den Einlassungen Rozelles: das Treffen hatte in einer Suite des New Yorker Pierre Hotel stattgefunden.
Über Inhalte des Gesprächs und darüber, wer das Treffen arrangiert und die Suite bezahlt habe, gingen die Aussagen aber weit auseinander. Alleine schon die Aussage Trumps, er und Rozelle seien Freunde, wurde von diesem vehement bestritten.
Rozelle bestritt also, Trump zur Aufgabe der USFL oder zum Ausstieg aus dieser zu bewegen, um die Liga finanziell zu ruinieren.
Trump, der sich ausgesprochen selbstherrlich und arrogant präsentierte, gab dem gesamten USFL NFA Rechtstreit die Wendung, als er sagte, er habe sich doch viel leichter in die größere Liga einkaufen können, als den Umweg über die USFL zu machen. Dazu habe er doch nur eins der vielen Angebote annehmen müssen, die Baltimore Colts zu kaufen. Diese Aussage sorgte für große Verwunderung, denn ein solches Angebot hat es nie gegeben. Donald Trump hatte also gelogen. Auch in anderen Punkten konnte ihm nachgewiesen werden, dass er ein recht eigenwilliges Verhältnis zur Wahrheit hatte. Rozelle legte mehrere Schriftstücke vor, die Trump selbst unterzeichnet hatte. In diesen Papieren war die Rede von „Fusion“ und „Fusionsstrategie“. Die Vorwürfe von Rothman schienen sich also zu bewahrheiten: Trump hatte die USFL nur benutzt, um an eine attraktive Franchise in der NFL zu kommen. Auch dazu konnte Pete Rozelle, der gewohnheitsmäßig viele seiner Gespräche im Nachhinein protokollierte, eine Mitschrift vorlegen, die Trump belastete. Er habe in einem Gespräch behauptet, er „würde ein paar Leichen kaufen“ um sein Team in die größte Football Liga der Welt zu bringen, unter dem Namen New York Generals.
Trump hatte also gelogen, nachweislich und wiederholt. Die zusätzlichen Versuche Trumps, die Zeugen und die Jury psychologisch einzuschüchtern, gingen wohl gründlich daneben. Die Jurorin Patricia Sibilia: „Er versuchte, mich niederzustarren. Es war ein offensichtlicher Versuch der Einschüchterung. Und im Nachhinein ist es witzig, dass dieses so genannte Geschäftsgenie es für sie ruiniert hat. Alles, was er sagte, war nicht glaubwürdig. Er kam arrogant und unsympathisch rüber.“
Auch für die USFL-Clubs entwickelte sich die Zeugenaussage Trumps zu einer Tortur. Jerry Argovitz, Besitzer der Houston Gamblers: „Donald hat die USFL nicht geliebt. Für ihn war sie eine kleine Sache. Das ist schrecklich, denn wir hatten eine großartige Liga und eine großartige Idee. Aber dann haben alle Donald Trump das Ruder überlassen. Das war unser Tod.“
Nahezu alle Beobachter waren sich darin einig, dass Trumps einziges Interesse darin bestand, beide Ligen zusammenzuführen und zu einer Einheit zu machen, auch wenn er dies vehement bestritt. Denn, bei aller Selbstherrlichkeit und Selbstgerechtigkeit blieb es auch Trump nicht verborgen, dass der Prozess nicht so verlief, wie Myerson es geplant hatte.
Der Showdown in der Jury
Wie es bei amerikanischen Geschworenenprozessen üblich ist, zog sich die Jury zur Beratung zurück. Es dauerte lange, bis sie einen Entschluss fassten. Sehr lange. Geschlagene fünf Tage oder 31 Stunden der Beratung vergingen, ehe die Jury dann doch keinen eindeutigen Beschluss verkünden konnte. Sie sprach sich weder klar für eine, noch für die andere Seite aus, bei sechs Jurorenstimmen gab es eine Pattsituation.
Richter Peter K. Leisure McCabe fragte also einzelne Klagepunkte ab. Die Frage der Monopolisierung, also die Kernfrage des gesamten Prozesses, wurde von der Jury zu Ungunsten der National Football League entschieden, auch bei 27 von 28 Teams sahen die Geschworenen eine Verpflichtung gegenüber dem Monopol. Welch ein Triumph für Myerson und die USFL! Sie hatten die größte Footballliga der Welt des Kartellbetrugs überführt. Myerson sah sich, obwohl auch acht Anklagepunkte zurückgewiesen wurden, als der große Sieger.
Die Reporter aus aller Welt brachten die Neuigkeit auch schnell in Umlauf, die USFL hatte den Prozess gewonnen! Was dann kam, hatte die Welt aber noch nicht erlebt.
„Schockierend“ nannte es Argovitz. „Unfassbar„, so Myerson. „Emotional„, empfand es Rozelle.
Die Jury sprach der klageführenden Partei Schadenersatz zu. Dieser betrug einen sagenhaften Dollar. Man kann sich den kalten Triumph in den Augen von John Mara vorstellen, Sohn des Besitzers der New York Giants, als er Trump nach der Bekanntgabe einen Dollar in bar übergab…
Auch wenn der USFL die Anwaltskosten in Höhe von 5,5 Mio. Dollar erstattet werden mussten, war das der Todesstoß, die USFL ging nie wieder an den Start.
Der Traum von einer wirklich ernsthaften Konkurrenz zur großen Liga zerplatzte an der Großmannssucht eines einzelnen Mannes und einer Prozessstrategie von Anwalt Myerson, die sich im Nachhinein als katastrophal erwies.
Jurorin Sibilia über Trump: „Er war extrem arrogant und ich dachte, dass er offensichtlich versuchte, das Spiel zu spielen. Er wollte eine NFL-Franchise … die USFL war ein billiger Weg hinein.“
Chris „Mad Dog“ Russo, der als Post Game Moderator der Dallas Renegades über den Showdown beider Ligen berichtete, fällte ein vernichtendes Urteil über den späteren US-Präsidenten: „Man musste ihn einfach hassen. Ich habe einfach nie verstanden, wie man ihn mögen konnte.“