In den Jahren 1992 bis 1994 wurde mit der Schweppes Cool Master, European League of American Football und Football League of Football erstmals versucht, eine professionalisierte Liga in Deutschland zu etablieren.

Football League of Europe
FLE Football League of Europe

American Football ist bekanntlich das liebste Kind der US-amerikanischen Sportwelt. Doch nicht nur in den USA erfreut sich der Sport großer Beliebtheit. Auch in anderen Teilen der Welt organisierten sich über die Jahrzehnte Ligen – vor allem in Europa. Seit gut 30 Jahren gab es in Deutschland und Co. immer wieder Versuche, den Football endgültig in Europa zu etablieren. Die Football League of Europe (FLE) stellte einen großen Durchbruch da, der Vieles veränderte und dafür sorgte, dass in Europa mittlerweile American Football auf professioneller Ebene möglich ist. Im Folgenden wird die Geschichte der Liga nachgezeichnet und alles Wissenswerte über die Teams, die Entwicklung, die Hamburg Sea Devils als treibende Kraft und den legitimen Nachfolger der League.

Schweppes Cool Masters als Startschuss im europäischen Football

Anfang der 1990er Jahre gab es erste Versuche, eine europaweite Liga im American Football zu etablieren. Im Jahr 1991 und 1992 gab es mit der World League of American Football (WLAF) eine von der amerikanischen Profi-Liga NFL organisierte Liga, bei der drei europäische Mannschaften mitwirkten. Im Jahr 1992 wurde die Liga allerdings eingestellt und der europäische Football stand vor der Frage, wie sich eine Kontinentale Liga denn nun am besten realisieren ließe ? Der Versuch mit der Gründung der United Football League of Europe (UFL) verlief im Sande, doch gleichzeitig gelang mit dem Schweppes Cool Masters ein Durchbruch, der den europäischen Football für immer verändern sollte.

Der Startschuss für das Masters fiel in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg. Axel Gernert, damals der Präsident für das eigens für die Liga gegründete Team Hamburg, das später zu den Hamburg Blue Devils werden sollte, organisierte eine Serie von Spielen zwischen europäischen Mannschaften. Die Mini-Liga erhielt den Namen des Sponsor Schweppes. Im Gründungsjahr 1992 traf das Hamburger Team auf die Amsterdam Crusaders, die Moskau Bears und im Finale auf die Manchester Spartans, die bezwungen werden konnten. Nach dem Saisonende war die Begeisterung groß und die Rufe bezüglich der Gründung einer Europaliga wurden immer lauter.

Wir spielten gegen Moskau, Amsterdam und Manchester und noch heute ist Gernerts Idee und Vision von einer europäischen Footballliga unübertroffen„, sagte Raoul Peche, der den deutschen Football seit Ende der 1980er Jahre aktiv begleitete, über diesen Wendepunkt.

Im Jahr 1993 wurde die Serie des Schweppes Cool Masters auf zehn Spiele ausgedehnt.

Mit den Cologne Crocodiles und den Munich Cowboys kamen zwei deutsche Teams hinzu, die auch in der deutschen Liga GFL spielten. Erneut wurden die Blue Devils Champion, im Finale schlugen sie den GFL-Meister München. Das Finale wurde vor gut 10.000 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion zelebriert, die Siegprämie betrug 30.000 DM.

Die Planungen für eine dauerhafte Liga wurden parallel weitergeführt. In Großbritannien wurde die European League of American Football (ELAF) organisiert, im Jahr 1994 erfolgte dann die Geburtsstunde der FLE. Es entstand eine semi-professionelle Liga im American Football in Europa. Die Liga wurde unter der Federführung von Gernert und den Hamburg Blue Devils organisiert, der Etat lag bei fünf Millionen DM. Anfangs fanden sich acht europäische Mannschaften zusammen und einige Spiele wurden im deutschen Free-TV (DSF, heute SPORT1) übertragen. Ein Durchbruch, welcher dem American Football Verband Deutschland (AFVD) nicht sonderlich gefiel. Der Verband warf Gernert vor, eine Liga organisiert zu haben, die nur nach Profit strebe. Spielern und Verantwortlichen wurde mit Sperren im deutschen Football gedroht.

Trotzdem wurde die erste Saison der Football League of Europe vom 30. April bis zum 10. September 1994 ausgetragen.

Teams der FLE

Bei der ersten Auflage der Football League of Europe ging mit acht Teams in die Saison. Diese wurden in zwei Conferences aufgeteilt, die North Conference und die South Conference.

Im Norden spielten die Hamburg Blue Devils zusammen mit einem zweiten deutschen Team, den Berlin Bears. Die Conference komplettierten ein Team aus Schweden (die Stockholm Nordic Vikings) und ein Team aus Finnland (die Helsinki Roosters). Im Süden spielten die beiden deutschen Teams Munich Thunder und Frankfurt Gamblers um die Playoffs. Sie trafen auf die Amsterdam Crusaders und die Great Britain Spartans.

Im Finale der Saison 1994 trafen die Hamburg Blue Devils auf die Stockholm Nordic Vikings. Das Endspiel fand im Hamburger Volksparkstadion statt und lockte 18.000 Zuschauer an. Hamburg unterlag letztlich mit 35 zu 43 und die Jim-Thorpe-Trophäe, um die bei der FLE gespielt wurde, ging nach Stockholm.

Trotz des großen Erfolges des Endspiels aus vermarktungstechnischer Sicht, konnte die FLE nicht halten, was sie für die Teams versprach. Es wurde zuvor ein Zuschauerschnitt von 5.000 pro Partie angepeilt, der nur von Hamburg und den Spartans erreicht werden konnte. Insgesamt wurde die Liga zu einem finanziellen Misserfolg, was auch für die Blue Devils aus der Hansestadt galt. Die meisten US-Amerikaner bei den Hamburgern verließen das Team und es blieb ein Minus in sechsstelliger Höhe. Das führte dazu, dass das Team, welches für die Gründung der Liga verantwortlich war, schon nach einer Saison zurückzog. Stattdessen nahm der Klub aus Hamburg ein Angebot des deutschen Football-Verbands an, in der Bundesliga, der heutigen German Football League, anzutreten. Nach dem Aus der Blue Devils war das Konstrukt der Football League of Europe schon nach einer Saison gestorben.

AFLE folgt auf FLE

Auch wenn die FLE ein frühes Aus erlebte, wurde die Idee von Axel Gernert und den Blue Devils weitergeführt. Im Jahr 1995 startete die Liga doch noch in eine neue Saison – allerdings mit dem veränderten Namen American Football League of Europe (AFLE). Neben Hamburg zog sich auch das Team aus Berlin zurück, dass sich in die Regionalliga eingliedern ließ. Die Mannschaft aus Helsinki entschied sich ebenfalls gegen die AFLE und für die finnische Liga.

Die Frankfurt Gamblers und die Munich Thunder gingen nach der Saison in der Football League of Europe insolvent und wurden durch die Nachfolger Frankfurt Knights und Bavarian Blue Falcons ersetzt. Letzteres Team zog aber noch vor Saisonbeginn zurück. Neu am Start waren bei der Liga die Bergamo Lions – die sich als Finalist des Eurobowls 1994 mehr als empfohlen hatten. Die Saison startete am 21. Mai und ging bis zum 2. September.

Die Bergamo Lions dominierten die reguläre Saison der Fünfergruppe. Im Halbfinale schlugen sie die Frankfurt Knights und zogen ins Finale ein. Dort wartete Vorjahressieger Stockholm, die nach dem Rückzug der Amsterdam Crusaders kampflos ins Endspiel eingezogen waren. Die Nordic Vikings schlugen die Lions mit 14:0 und holten sich erneut die Jim-Thorpe-Trophäe. Das Finale in Stockholm fand vor 2000 Zuschauern in der schwedischen Hauptstadt Stockholm statt.

Neben dem Rückzug der Crusaders und der Bavarian Blue Falcons kamen auch die Great Britain Spartans während der Saison in Unregelmäßigkeiten. Die Teams konnten erneut keine Gewinne einfahren – wozu auch die weiter sehr überschaubaren Zuschauerzahlen beitrugen. Das führte dazu, dass auch die AFLE nach nur einer Saison am Ende war. Im Jahr 1995 wurde dann die World League gestartet, die später in NFL Europe umbenannt wurde.

Die European League of Football

Heute ist die FLE oftmals wieder in aller Munde, was aber vor allem mit der ein oder anderen Verwechslung zu tun hat. Im Jahr 2020 wurde nämlich die European League of Football (ELF) gegründet, die in den Medien ab und an mit der Football League of Europe verwechselt wurde. Die ELF wird manchmal auch als American Football League of Football bezeichnet.

Die ELF stellt einen neuen Ansatz nach Prinzip des bereits vor über 25 Jahren gescheiterten Systems dar. In zwei Conferences treten jeweils vier Teams aus Europa gegeneinander an. Aus Deutschland nehmen Berlin Thunder, Stuttgart Surge, Hamburg Sea Devils, Leipzig Kings und Cologne Centurions teil. Hinzukommen die Barcelona Dragons aus Spanien und die Panthers Wroclaw aus Polen. Die Liga startete am 19. Juni 2021.

Die ELF steht unter einem guten Stern, den mit Chio und anderen Sponsoren ist sie gut abgesichert. Außerdem ist die Begeisterung groß und viele Spiele der Teams werden im deutschen Free-TV aus ProSieben Maxx und auf ran.de übertragen. In Spanien übertragt Esport3. Die Liga hat allerdings mit ähnlichen Konflikten mit der GFL zu kämpfen, wie es die Vorgänger auch hatten. Von der GLF wird vor allem die Abwerbung von Spielern und Teams beklagt.

FLE 1994

North Conference

Verein Sp Punkte TD Diff.
1. Stockholm Nordic Vikings 10 18:2 465:228 +237
2. Hamburg Blue Devils 10 14:6 339:265 +74
3. Berlin Bears 10 4:16 278:466 −188
4. Helsinki Roosters 9 2:16 153:247 −94

Central Conference

Verein Sp Punkte TD Diff.
1. Munich Thunder 9 14:4 253:210 +43
2. Amsterdam Crusaders 10 12:8 295:276 +19
3. Great Britain Spartans 9 8:10 240:262 −22
4. Frankfurt Gamblers 9 4:14 197:274 −77

Halbfinale:

Hamburg Blue Devils vs. Munich Thunder   29:26

Stockholm Nordic Vikings vs. Amsterdam Crusaders  34:21

Finale:

Stockholm Nordic Vikings vs. Hamburg Blue Devils  43:35

 

AFLE 1995

Sp S N P
1. Bergamo Lions 8 7 1 14:2
2. Amsterdam Crusaders 8 5 3 10:6
3. Stockholm Nordic Vikings 8 4 4 8:8
4. Frankfurt Knights 8 4 4 8:8
5. Great Britain Spartans 8 0 8 0:16

Halbfinale:

Bergamo Lions vs. Frankfurt Knights 38:19

Stockholm Nordic Vikings kampflos gegen Amsterdam Crusaders (Rückzug)

Finale:

Bergamo Lions vs. Stockholm Nordic Vikings 14:0