Die Historie der Rams
Die Rams blicken auf eine vergleichbar kurze, aber deswegen keineswegs erfolglose Geschichte zurück. Die Rams wurden erst 2004 an der Koç-Universität aus der Taufe gehoben und fungierten bis zum letzten Jahr unter dem Namen Koc Rams. Als die Saison 2020 pandemiebedingt abgebrochen werden musste, waren die Rams seit mehr als vier Jahren ungeschlagen und holten von 2016 bis 2019 alle nationalen Titel. 2018 standen die Rams sogar im CEFL Bowl, unterlagen aber gegen die Raiders aus Tirol, auf die man auch in der ELF treffen wird.
Seit der Saison 2013 sind die Rams national erstklassig, seit 2016 spielen sie auch international.
Der Teameigner ist das türkische Ministerium für Jugend und Sport; finanziell ist das Team also mit einem satten Background ausgestattet.
Das Stadion
Das Maltepe-Hasan-Polat-Stadion befindet sich im Istanbuler Stadtteil Maltepe. Die Metropole ist das sportliche Epizentrum quasi aller Sportarten am Bosporus, das Hasan-Polat-Stadion ist ein eher kleines Stadion, in dem normalerweise niederklassiger Fußball geboten wird. Mit einem Fassungsvermögen von nur 5000 Zuschauern geht es im reichen Angebot von Stadien in Istanbul fast unter. Dabei hat es durchaus einiges zu bieten, was viele Sportanhänger schätzen. Zum Einen gehen die Tribünen bis direkt an den Spielfeldrand, was die kleine Arena auch mal zu einem wahren Hexenkessel werden lässt. Zum Anderen ist die Spielfläche ein Naturrasen; da schlägt das Herz so manchen Sportromantikers höher.
Leider fristet der Football in der Türkei nur ein Nischendasein. Fußball ist klar die Nummer Eins, dahinter folgen Basketball und Volleyball. Aber selbst solch exotische Sportarten wie der Öl-Ringkampf oder Fechten haben mehr Anhänger als Football. Die Rams hoffen nun, die Popularität ihres Sports durch viele Erfolge in der ELF zu steigern. Dann wird vielleicht auch das Hasan-Polat-Stadion, benannt nach einem ehemaligen Präsidenten des türkischen Fußballverbandes, zu klein und der ursprünglich geplante Umzug in das Yusuf Ziya Öniş Stadion, das noch etwas weniger Zuschauer fasst, aber dank der noch nicht abgeschlossenen Renovierung wesentlich moderner und zukunftsträchtiger erscheint als die bisherige Spielstätte in Maltepe.
Die sportlichen Hauptdarsteller
Als Liganeuling sehen sich die Rams in der Außenseiterrolle, die sie aus der heimischen Liga ja quasi gar nicht mehr kennen. In der South Division der ELF ändert sich das grundlegend. Gegen die Barcelona Dragons, Rhein Fire und die Cologne Centurions muss schon vieles bei den Rams klappen, während es bei ihren Kontrahenten gewaltig klemmt, damit die Männer aus Istanbul am Ende nicht mit leeren Händen dastehen.
Mit Headcoach und General Manager Val Gunn haben die Rams eine wahren Coup auf der Trainerposition gelandet. Der 55jährige US-Amerikaner war in seiner Karriere als aktiver Sportler nicht nur Quarterback im Collegefootball, sondern spielte auch Baseball. Nach mehreren Stationen als Trainer in Norwegen, Deutschland und Polen heuerte der Fantasybuchautor jetzt in Istanbul an.
Aus Stuttgart wurde Zachary Blair verpflichtet, der sich bei den Surge nicht wirklich durchsetzen konnte. Dass der Middle Linebacker allerdings außergewöhnliche Qualität mitbringt, ergibt sich bei einem Blick in seine Statistik. Der Mann, der sich den ehrfürchtigen Beinamen „Hitman“ durch seine vielen harten Tackles redlich verdient hat, hält in seiner amerikanischen Heimat den Rekord für Tackles for Loss in der College-Liga NCAA. Ein geradezu atemberaubender Wert von 80,5 steht hier zu Buche. Nach der für ihn zwar lehrreichen, sportlich aber unbefriedigenden Zeit in Stuttgart möchte er in Istanbul nochmal richtig durchstarten.
Ähnlich wie Blair ist auch Neuzugang Chad Walrond ein Neuzugang für die Defensive. Der 22jährige amerikanische Defense Back wird die Rams allerdings nutzen, um den Sprung ins Mekka jedes Football-Profis zu schaffen und in die NFL zu wechseln. Er ist bereits bei den Scouts auf dem Zettel und wird sicherlich mehr als hundert Prozent in jedem Spiel geben, um sich seinen Traum von der NFL-Karriere zu erfüllen.
Um die angestrebten Erfolge zu erzielen sind Coach Dunn und die Entscheidungsträger der Rams auch ungewöhnliche Wege gegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auf der Suche nach Verstärkungen für das ELF-Team wurden sie in Japan fündig. Muneyuki Kinoshita heißt der Wide Receiver, der vom Kindergartenalter bis in die High School Baseball spielte. Er lehnte die Avancen mehrerer Proficlubs ab, um sich seinen Traum von der Karriere als Footballprofi zu erfüllen. Bei seinem bisherigen Verein Panasonic Impulse gilt Kinoshita als schnell, stark, fleißig und loyal. Ein Spieler, auf den man sich in Istanbul freuen darf.
Die Schlüsselposition des Quarterbacks besetzen die Rams ebenfalls mit einem Neuzugang aus Japan, von den Asahi Beer Silver Stars. Jared Stegman ist sehr erfahren und routiniert, bereits 2015 heuerte er in Europa an, seinerzeit in Schweden. Nach einem Gastspiel in der GFL bei den Kiel Baltic Hurricanes wechselte er 2018 ins Reich der aufgehenden Sonne. Nebenher musste Stegman, der 2015 mit der australischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft einen beachtlichen fünften Platz erreichte, an einer Hotelrezeption jobben, um über die Runden zu kommen. Mit dem Vertrag bei den Rams dürften diese Zeiten jetzt vorbei sein.
Insgesamt wirkt das Roster der Istanbul Rams, im Vergleich zur Konkurrenz eher schmalbrüstig. Die Verantwortlichen haben zwar eine interessante Mischung aus erfahrenen Haudegen und jungen, hungrigen Spielern zusammengestellt. Allerdings fehlt es dem Kader an Tiefe. Sollte ein Leistungsträger sich langfristiger verletzen oder auch nur in ein Formtief fallen, wird es für sie Rams schwer werden, das zu kompensieren.
Die ELF-Saison der Rams im TV und Live-Stream
Die Rams haben, wie fast alle türkischen Sportvereine, im gesamten europäischen Raum viele Fans. Diese fiebern, wie auch die Anhänger der anderen Teams, dem ersten Kickoff entgegen. Die Rams starten ihr ELF-Abenteuer am 04.06. in Köln, es folgen zwei weitere Auswärtsspiele in Berlin und Düsseldorf. Wenn die Rams am 25.06. die Vienna Vikings zum ersten Heimspiel erwarten, kann man wohl schon erahnen, welche Rolle die Männer aus Istanbul in dieser Spielzeit einnehmen werden.
Nicht nur für die absoluten Enthusiasten dürfte interessant sein, wo man die Spiele live, in Zusammenschnitten oder im zeitversetzten Stream sehen kann.
Für den deutschsprachigen Raum haben die ELF-Verantwortlichen mit PRO Sieben Maxx und ran.de zwei Partner gefunden, die sich schon länger mit den amerikanischen Sportarten befassen, auch außerhalb der nordamerikanischen Profiligen. Beide versuchen bereits seit einiger Zeit sehr erfolgreich, Basketball, Football oder auch Eishockey etwas populärer zu machen und aus dem Dornröschenschlaf der öffentlichen Wahrnehmung zu holen. In der Türkei ist der Spartensender S Sport gewonnen worden, in Spanien arbeitet die ELF mit Esport3 zusammen. Man darf in den Sendungen dieser Broadcaster vermuten, dass der Schwerpunkt auf Spielen liegt, in denen die Teams aus den jeweiligen Ländern zum Einsatz kommen. Etwas breiter aufgestellt sind da die internationalen Partner More Than Sports TV, Samsung TV Plus und Live Now. Alles in allem darf man mit diesem Angebot als Fan sehr zufrieden sein. Wir sind jedenfalls gespannt und brennen