Die Major League Football - Konkurrenz oder Ergänzung zur NFL?

Major League Football
MLFB - Major League Football

Mit viel Pressewirbel wurde eine neue professionelle Football Liga in den Vereinigten Staaten angekündigt: die Major League Football (MLFB). Mit zunächst vier Standorten soll ab August gestartet werden, der Spielbetrieb findet dann im Frühjahr 2023 statt.

Das alleine spricht schon dafür, dass die MLFB kein Konkurrenzprodukt zur NFL darstellen soll, sondern eher eine Ergänzung. Die Macher versprechen sogar noch mehr. Die Liga soll eine Ausbildungsplattform für junge Spieler, Nachwuchscoaches, Einsteiger ins Management und die Verwaltung von professionellen Sportteams werden. Das Ziel ist dabei klar definiert: Heranführung an die NFL. So sollen die Spieler der Liga hochtalentierte Spieler sein, die nicht für die NFL gedraftet wurden, aus welchen Gründen auch immer. Hier sollen sie die Chance bekommen, sich auf einem alternativen Weg für die größte Football-Liga der Welt zu qualifizieren.

Die Austragungsorte, die Teams und ihre Stadien

Zunächst soll es, ungeachtet etwaiger Expansionsbestrebungen, vier Mannschaften geben. Die MLFB achtet dabei ganz bewusst darauf, dass in Orten gespielt wird, die kein Team in der NFL haben.

Neben Canton, Ohio und Virginia Beach, Virginia ist jetzt die Hauotstatdt von Arkansas, Little Rock, als Spielort bekanntgegeben worden. Die vierte Hometown ist noch nicht veröffentlicht worden, aber das wird in den nächsten Tagen passieren.

Ganz in der Tradition des American Football werden die Franchises mit martialischen Namen benannt. In Little Rock wird die Attack zu hause sein und ihre Spiele imWar Memorial Stadium austragen. Das 1948 erbaute und seitdem immer wieder umgebaute und erweiterte Stadion bietet über 54.000 Menschen Platz. Bisher ist die Arena hauptsächlich für College- und University-Football genutzt worden; als Heimstadion der Arkansas Attack sollte der Bekanntheitsgrad und auch die Bedeutung als Konzertlocation nochmal deutlich gesteigert werden.

Eine Nummer kleiner darf es in Virginia Beach sein. Der Virginia Beach Sport Complex verfügt über ein 1999 fertiggestelltes Hauptstadion, das ein permanentes Fassungsvermögen von 6.000 Sitzplätzen hat, aber auf 17.000 Plätz erweitert werden kann. Der „Sportsplex“ wird die Heimstätte der Virginia Armada sein.

Das Tom Benson Hall of Fame Stadium kennt jeder Footballfan in den USA sehr genau. In Cantons größtem Stadion wird das jährliche Hall of Fame Game ausgetragen; eine logische Wahl, die Hall of Fame liegt nur wenige Minuten vom Stadion entfernt. Es können bis zu 23.000 Zuschauer in der 1938 eröffneten und 1997 grundlegend modernisierten Arena können zukünftig die Spiele der Ohio Force besucht werden.

Über die Heimat des vierten Teams ist zwar noch nichts Offizielles bekannt, sehr wohl aber der Name: Airborne. Der Rest wird sich in den nächsten Tagen klären, noch halten sich die Verantwortlichen bedeckt. Ein bisschen Spannung erhöht ja auch durchaus das Interesse an der Liga und den Teams.

Gerüchte besagen, dass Alabama die besten Chancen haben soll, und meistens ist an Gerüchten ja auch ein Körnchen Wahrheit. Warten wir es also ab.

Erfahrene Coaches für die MLFB

MLFB-CEO Frank Murtha konnte die Verpflichtung von vier sehr namhaften Trainern verkünden, die gewährleisten sollen, dass die Liga gleich von Beginn an mit Vollgas starten kann und eine ernsthafte und bemerkenswerte Veranstaltung wird.

In Ohio wird ein echter Local Hero die Geschicke des Teams lenken. Bill Conley spielte früher selbst für Ohio State, bevor er von 1984 als Assitenztrainer 20 sehr erfolgreiche Jahre dort verbrachte. Nach einigen Engagements in anderen College- und Universitätsteams kehrte er 2010 nach Ohio zurück, wo er die Rolle des Headcoach bei den Ohio Dominican Panthers übernahm. Conley gilt als entschiedener Förderer und Entdecker von talentierten Spielern; besonders auf der Position des Quarterback haben mehrere seiner Schützlinge den Sprung ins Profigeschäft geschafft. Seine Motivation für die Arbeit in der MLFB: „Die MLFB gibt den Spielern die Möglichkeit, ihr Potenzial auszuschöpfen und ihre Träume vom Fußball auf höchstem Niveau zu leben.“

Die Armada aus Virginia wird von Headcoach Terry Shea angeführt. Der 76jährige Kalifornier hat während seiner Tätigkeit mehrere Erstrunden-Draftpicks gecoacht und auf die Profikarriere vorbereitet. Er gilt als kompromissloser Verfechter eines offensiven Spielstils, en er nicht nur im College-Football, sondern auch bei den Rams, den Dolphins, den Chiefs oder den Bears entwickelte und verfeinerte. „Die Möglichkeit, seine fußballerischen Fähigkeiten auf professionellem Niveau zu entwickeln und dann die Bühne zu haben, um seine Entwicklung in einem wettbewerbsfähigen Fußballumfeld gegen andere professionelle Spieler zu präsentieren.“, nennt Shea den Grund für sein Engagement in der Major League Football. Sein neuer Arbeitgeber passt trotz der Jobs in der NFL sehr gut ins Profil von Shea: Terry arbeitete hauptsächlich in den Minor- oder alternativen Ligen.

Earnest Wilson wird Headcoach der Arkansas Attack. Wilson hat sich dem Air Raid-Angriffskonzept verschrieben, das er in seiner mehr als 30jährigen Trainerkarriere prägte und immer weiterentwickelte. Für den Job als Headcoach in der Major League Football hängte er sein langjähriges Engagement bei Savannah State an den Nagel. Und das aus voller Überzeugung: „Ich mag die Idee, dass sie verkaufen, dass wir wirklich eine Entwicklungsliga sind, und ich liebe die Gelegenheit, gegen einige wirklich gute Trainer zu trainieren.“, so Wilson zu seinen Beweggründen.

Jerry Glanville ist der diametrale Gegnentwurf eines Trainers, verglichen mit Wilson oder Shea. Glanville setzt auf eine starke Defense Line, und hat sich damit auch einen sehr guten Stand im Football erarbeiten können. Glanville war ein durchaus erfolgreicher bei den POilers und den Falcons in der NFL, bevor er zu seinen Wurzeln zurückkehrte und sich im College-Football engagierte. Allerdings dauerte diese Tätigkeit in Portland nur zwei Jahre und endete 2009. Neun Jahre später tauchte der Charismatiker und passionierte Rennfahrer wieder im Football auf, diesmal in Hawaii. Und warum bringt er seine Fähigkeiten und Erfahrungen jetzt in der Major League Football ein? Laut Glanville selbst ist es die Begeisterung, mit jungen Talenten zu arbeiten: „Zu sehen, wie sie wachsen und sich verbessern, ist die Freude am Unterrichten und Coaching. „

 

Die wichtigsten Charakteristika der neuen Liga

Die MLFB soll eine solide finanzierte Nachwuchsliga werden, die sich auf die Entwicklung von Talenten konzentriert, die aus irgendeinem Grund den Sprung in den NFL-Draft nicht geschafft haben oder aber im Draft nicht gezogen wurden. Um diese Spieler in die Liga zu bekommen, wurden mit den vier verpflichteten Coaches Namen präsentiert, die höchste Kenntnisse im Bereich der Talentförderung haben.

Frank Murtha sieht es als unabdingbar an, sich nicht an einige wenige Sponsoren zu binden und sich somit einer großen Abhängigkeit auszusetzen. Lieber nimmt er mehr Arbeit und mehr Akquisegespräche in Kauf, um dann mehrere Kleininvestoren zu finden, die dafür die Zukunft der Liga nachhaltig sichern.

Junge Spieler können sich bei der Liga zentral bewerben, die ausgewählten Spieler werden dann den Teams zugeteilt. In aller Regel soll aber auf regionale Herkunft geachtet werden, um die Identifikation der Spieler zu den Teams und den Fans zu gewährleisten. Die meisten der Spieler kommen entweder aus unteren Ligen oder den Practice-Teams der NFL-Clubs.

Wichtig zu erwähnen: MLFB ist nicht gleichzusetzen mit der gleichnamigen Major League Football MLF. Diese fährt ein wesentlich größeres Konzept, das bei näherer Betrachtung aber deutlich zu ambitioniert erscheint und auch nicht von so langer Hand geplant ist wie die MLFB, die bereits 2014 als Unternehmen gegründet wurde und heute sogar an der Börse notiert ist.

Wir wünschen Frank Murtha und seinem Team viel Erfolg.