Beitragsautor: Jörg Kochs

NFL Legende: Kurt Warner

Kurt Warner Hall of Fame 2017
Kurt Warner Hall of Fame 2017
Foto: imago

Kurt Warner, über die Amsterdam Admirals in die NFL

Wir kommen zu einer weiteren NFL  Legende. Heute sind wir bei einem Spieler, bei dem man lange nicht glaubte, dass ihm eine große NFL Karriere bevorsteht. Im Draft übersehen, spielte er sich über Amsterdam in die NFL.

Hier ist die Legende der Los Angeles Rams Kurt Warner. Und zu Beginn, ja ihr habt ja recht, streng genommen müsste man sagen die Legende der St. Louis Rams, es ist aber dasselbe Franchise.

Kurt Eugene Warner wird am 22 Juni 1971 in Burlington, Iowa geboren. Kurt hat einen Bruder namens Matt und seine Eltern Gean und Sue lassen sich scheiden, als der Junge 6 Jahre alt ist. Seine Mutter heiratet danach erneut, doch wieder kommt es zu einer Scheidung. Auch der Vater von Kurt Warner heiratet erneut und seine Stiefmutter bringt einen Sohn aus einer früheren Beziehung mit. Dieser heißt wie sein Bruder Matt. Zwischen den beiden Matts und Kurt entsteht eine enge Bindung. 1989 wird Warner Quarterback der Reigs High School in Cedar Rapids, Iowa. Als er auf die Uni kommt, bleibt er in seinem Heimat Bundesstaat Iowa und geht auf die University of Northern Iowa. Er spielt für die College Mannschaft, die Panthers. Doch zunächst ist es mit Spielen wenig, er ist nur die Nummer drei als Quarterback bei den Northern Iowa Panthers. Doch seine Chance kommt und er wird gleich mal in der Gateway Conference Offensive Player of the Year. In seinem letzten Jahr auf dem College gelingt ihm der Durchbruch und er kann in zwölf Spielen 17 Touchdowns werfen.

Der NFL Draft 1994 wird für Kurt Warner jedoch zur Enttäuschung. Kein Team wählt ihn aus. Der damals als erstes ausgewählte Quarterback (insgesamt Pick Nr.3) ist Heath Shuler. Er wird von den Redskins gezogen. Doch er ist ein vollkommener Bust und bringt es in seiner Karriere auf 15 Touchdowns bei 33 Interceptions. Später wird aus ihm ein Politiker, er tritt der Demokratischen Partei bei und sitzt im Kongress von North Carolina.

Der Traum von der NFL Karriere für Kurt Warner ist aber noch nicht zu Ende. Er darf sich im Trainingscamp der Packers zeigen und tatsächlich nimmt das Team aus Wisconsin ihn unter Vertrag. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, noch vor Saisonstart wird Warner von den Packers entlassen.

Von nun an lernt Kurt Warner das einfache Leben kennen. Für 5,50 $ die Stunde räumt er in einem Lebensmittelgeschäft die Regale an. Später kehrt er nach Northern Iowa zurück und arbeitet als Assistentcoach bei einem Football Team, hofft aber insgeheim immer noch auf die NFL.

Er geht 1995 in die Arena Football League, kurz AFL. Die ist von der NFL ungefähr so weit entfernt wie die Regionalliga von der Bundesliga. Kurt Warner spielt für ein Team mit dem spektakulären Namen Iowa Barnstormers. Aber, er ist so gut, dass er sein Team in den Jahren 1996 und 97 jeweils in den ArenaBowl führt. Der Titel bleibt ihm jedoch in beiden Jahren versagt. Doch viel wichtiger für Kurt ist, dass plötzlich wieder der Traum von der NFL lebt. Die Chicago Bears melden sich bei ihm und er darf zu einem Tryout. Doch erneut wird es nichts mit dem großen Traum. Während seiner Flitterwochen wird Warner von einem Insekt gebissen und verletzt sich darauf hin. Er muss das Probetraining absagen.

Doch im Dezember 1997 wendet sich das Blatt. Die St. Louis Rams geben ihm einen Vertrag, bringen ihn aber dazu, 1998 erst einmal in der NFL Europe für die Amsterdam Admirals zu spielen. Warner nimmt das klaglos hin, erzielt in der NFL Europe die meisten Touchdowns und die meisten Passing Yards. Er darf die Saison 1998 tatsächlich in der NFL bei den Rams verbringen, ist aber nur die Nummer drei. Am Ende der Saison hat er lediglich vier von 11 Pässen angebracht.

Passende Fanartikel

Kurt Warner nutzte seine Chance und gewann mit den Los Angeles Rams den Super Bowl

Der bisherige Starting Quarterback der Rams, Steve Bono, verließ das Team in der Offseason vor der Saison 1999 in Richtung Carolina. Tony Banks, der ebenfalls vor Kurt Warner in der Hackordnung war, ging nach Baltimore. Zwar wurde mit Trent Green ein neuer Quarterback verpflichtet, doch dieser verletzte sich in der Vorbereitung und so erklärte Rams HC Dick Vermeil Warner zum Starter. Und es wurde großartig. Mit der Hilfe von Running Back Marshall Faulk und den WR Isaac Bruce, Tory Holt, Az-Zahir Hakim und Ricky Proehl spielte Warner eine fantastische Saison. 4353 Yards und 41 Touchdowns. Die Rams wurden „The Greatest Show on Turf“ genannt. Und der Name war mehr als berechtigt, denn in den nächsten drei Jahren sollten die Rams immer über 500 Punkte in der Saison erzielen. Kurt Warner, der so lange übersehen worden war, kam wie ein Komet in die Liga, in seinen ersten drei Spielen hatte er immer drei Touchdowns. Das ist eine Leistung, die erst 2018 durch einen gewissen Patrick Mahomes wiederholt wurde. Und der neue Quarterback konnte sich noch durch etwas anderes beliebt machen, in Woche 4 ging es gegen San Francisco. Der Rivale hatte die letzten 17 Spiele gegen die Rams allesamt gewonnen. Doch Warner führte sein Team zu einem 42: 20 Sieg. In diesem Spiel gelangen ihm sogar fünf Touchdowns. Warner wurde 1999 NFL MVP. Er führte sein Team sogar in die Playoffs. Das war die erste Playoffteilnahme für die Rams seit 1989 und zu dem gelang der erste Sieg in der Division seit 1985. In den Playoffs machte Warner einfach da weiter, wo er aufgehört hatte, gegen die Minnesota Vikings gelangen ihm mal eben fünf Touchdowns. Doch im NFC Championship Game schien sein Stern dann doch ein wenig zu sinken, zwar konnten sich die Rams durchsetzen, aber wenn man ganz ehrlich ist, eigentlich nicht wegen sondern trotz Warner. Er warf drei Interceptions. Am Ende setzten sich die Rams mit 11: 6 gegen Tampa Bay durch.

Gegner im Super Bowl waren die Tennessee Titans. Warner spielte an diesem 30 Januar 2000 besser als gegen Tampa Bay, aber nicht so gut wie in der regulären Saison, am Ende reichte es zu einem 23:16 Sieg. Er selbst brachte es auf zwei Touchdowns und 414 Yards.  Kurt Warner wurde auch Super Bowl MVP. Die Rams belohnten das auch finanziell und am 21 Juli 2000 bekam Kurt Warner einen 7-Jahresvertrag für 47 Millionen Dollar. In den ersten sechs Spielen der Saison 2000 hatte er immer über 300 Passing Yards. Das war zuvor nur Steve Young gelungen. Doch dann brach er sich die Hand und Trent Green wurde eingesetzt. Trent Green spielte ebenfalls eine hervorragende Saison und die Rams standen am Ende bei 10 Siegen. Doch weil es in der Wildcard Round eine Niederlage gegen die Saints gab, entschieden sich die Verantwortlichen zu einem Umbruch und schickten Green zu den Kansas City Chiefs. Am heftigsten war aber der Umbruch in der Defensive, 9 der 11 Starter der Defensive mussten gehen.

Warner selbst tat das keinen Abbruch bei seiner Leistung, 2001 wurde er erneut MVP und landete 36 Touchdownpässe für 4830 Yards. Allerdings hatte er auch eine Schwäche, er warf relativ viele Interceptions, in der Saison 2001 waren es sogar 22. Aber er führte das Team zu einem 6:0 Start, damit waren die Rams das erste Team der Geschichte, dem dies dreimal in Folge gelungen war. Und am Ende der Saison standen die Rams bei 14 und 2. In den Playoffs wurden zunächst die Packers mit 45:17 weggefegt. Im NFC Championship Game gelang dann ein knapper Sieg über die Philadelphia Eagles mit 29:24. So zogen die Rams wieder in den Superbowl ein, in diesem Super Bowl 36 ging es gegen die New England Patriots. Die Patriots waren eigentlich der klare Underdog, doch mit einer raffinierten Strategie gelang es, Warner zu 2 Interceptions zu zwingen. So führten die Patriots vor dem letzten Quarter 17:3. Doch im letzten Quarter führte Warner sein Team wieder ran, es kam tatsächlich zum Ausgleich, doch mit dem letzten Angriff konnten die Patriots ein Field Goal erzielen und gewannen das Spiel. Es war der erste Superbowl eines gewissen Tom Brady.

Der Stern von Kurt Warner ging nun unter. Er war zwar zunächst weiterhin Starter bei den Rams, doch er spielte wirklich schlecht, in den ersten drei Spielen der neuen Saison hatte er einen Touchdown und 7 Interceptions. Gegen die Cowboys in Woche 4 brach er sich dann auch noch einen Finger. In der darauffolgenden Saison wurde er als Starter ausgetauscht, nachdem ihm im ersten Saisonspiel gegen die Giants 6 Fumble unterlaufen waren. Am 1 Juni 2004 wurde er von den Rams entlassen.

Doch nur zwei Tage später bekam er einen Einjahresvertrag bei den Giants. Es ging ganz vielversprechend los, von den ersten sieben Spielen konnten fünf gewonnen werden. Doch nach zwei Niederlagen wurde er durch den Jungen Eli Manning ersetzt.

Seine Karriere war jedoch noch nicht zu Ende, er unterschrieb einen Vertrag bei den Arizona Cardinals. Dieser sollte ihm 4 Millionen Dollar einbringen. Und er wurde gleich zum Starter ernannt. Doch durch eine Verletzung bekam Josh McCown seine Chance und verdrängte Warner auf die Bank. Später konnte sich Kurt Warner den Platz als Starter aber wieder zurückholen, dann besiegte er sogar sein ehemaliges Team die Rams. Er bekam einen neuen 3-Jahresvertrag in Arizona.

2006 startete gut, gleich in Woche eins wurde der inzwischen Routinier NFC Offensive Player of the Week. Ihm waren drei Touchdowns gegen San Francisco gelungen. Und in Woche drei konnte er in seinem 76 Spiel die 20.000 Passing Yards Marke erreichen. Das hatte nur ein Spieler schneller geschafft als er, nämlich Dan Marino. Doch nach drei schwachen Spielen wurde er vom Rookie Matt Leinart ersetzt. Erst als ich der Rookie verletzte, durfte Warner zum Ende der Saison noch mal spielen.

Seine Karriere schien nun langsam auszulaufen, für 2007 war Leinart als Starter eingeplant. Doch schon in Woche drei durfte Warner ihn wieder ersetzen. Er hatte ein furioses Comeback mit 15 von 20 angebrachten Pässen für 258 Yards und zwei Touchdowns. Nachdem sich Leinart verletzt hatte, war Kurt Warner endgültig wieder Starter für die Saison 2007. Und er hatte es durchaus noch drauf, gegen San Francisco gelangen ihm 484 Yards, sein Karriere Bestwert.

2008 wurde Kurt Warner erneut zum Starter. Und er spielte eine starke Saison mit 4583 Passing Yards und 30 Touchdowns. Er war der höchst platzierte NFC Quarterback in dieser Saison, lediglich in der AFC waren Philipp Rivers und Chad Pennington besser. Und ausgerechnet mit einem Sieg über die Rams konnten die Arizona Cardinals ihre erste Playoff Teilnahme seit 1998 klar machen. Fast noch wichtiger, es war der erste Sieg in der Division seit 1975.  Und es wurde noch besser, es gab einen Heimsieg in der Wildcard Round über die Falcons. In der Divisionalround konnten dann sogar die Carolina Panthers auswärts deutlich mit 33: 13 geschlagen werden. Am 18 Januar kam es zum NFC Championship Game bei den Philadelphia Eagles und der alte Mann Kurt Warner, der zwischenzeitlich aussortiert war, war auf einmal wieder richtig in Form. Vier Touchdowns gelangen ihm gegen die Eagles. So kam es zu einem 32:25 Sieg. Dadurch erreichte Arizona den Super Bowl und Warner ist einer von nur vier Quarterbacks, die dies mit zwei verschiedenen Teams geschafft haben.

Im Super Bowl ging es gegen die Pittsburgh Steelers. Um ein Haar hätte er die Arizona Cardinals zum Titel geführt, doch die Steelers konnten mit dem letzten Drive das Spiel doch noch umdrehen.

Kurt Warner beschloss auch die Saison 2009 noch zu spielen, musste sich aber erstmal überlegen für welches Team, denn San Francisco bot ihm mehr Geld an. Letztlich entschied er sich dann aber doch für Arizona. Am 20 September stellte er noch mal einen Rekord auf, er brachte beim Sieg in Jacksonville 24 von 26 Bällen an, damit hatte er eine Completion Rate von 92,3%. Die Saison war allerdings ein ziemliches auf und ab, gegen Carolina hatte er fünf Interceptions, eine Woche später beim Sieg bei den Chicago Bears dann plötzlich fünf Touchdownpässe. Tatsächlich konnte er die Cardinals noch mal in die Playoffs führen. In einem wilden Spiel gegen die Green Bay Packers gelang dann sogar noch ein Sieg in den Playoffs, das Spiel ging 51 :45. Warner bot dabei eine überragende Leistung, denn er hatte fünf Touchdowns und nur vier Incompletions. Seine Karriere endete allerdings leider ein bisschen bitter, in seinem letzten Spiel ging es auswärts zu den New Orleans Saints und er wurde schon im ersten Quarter verletzt. Das an sich kann natürlich mal passieren, jedoch muss man dazu sagen, dass die NFL 2012 festgestellt hat, dass das wohl Absicht von den Saints war. Stichwort Bounty Gate. Kurt Warner hat den Saints übrigens niemals einen Vorwurf gemacht, er sagt, dass das ein legaler Hit war. Arizona verlor das Spiel und im Januar 2010 verkündete Warner sein Karriereende. 2014 wurde er in die Hall of Fame aufgenommen.

Was man sonst noch über ihn weiß?

Kurt Warner ist sein Glaube unglaublich wichtig. Nachdem er mit Arizona den Superbowl erreicht hatte, sagte er: Vielleicht sind es manche Leute leid, es immer wieder zu hören, aber ich werde nicht müde, ist immer wieder zu sagen: der Grund warum ich hier bin, ist mein Herr da oben. Ich muss jetzt einfach Jesus danken.

Er setzt sich sehr stark für wohltätige Zwecke ein und bekam dafür auch den Walter Payton Man of the Year Award 2008. Seine Organisation „First Things First“ hilft Menschen mit Behinderungen, Kinderkrankenhäusern und alleinerziehenden Eltern.

Er ist seit dem 11 Oktober 1997 mit seiner Frau Brenda verheiratet. Brenda brachte zwei Kinder mit in die Beziehung, eines davon ist behindert und blind weil der erste Mann von Brenda es misshandelt hat. Kurt Warner hat beide Kinder adoptiert, zudem haben die beiden selber fünf eigene Kinder. Sein Sohn Kade ist Wild Receiver und stand 2023 mal kurzzeitig unter Vertrag bei den Tampa Bay Buccaneers.

Der Film „American Underdog“ erzählt die inspirierende Lebensgeschichte von Kurt Warner, gespielt von Zachary Levi, der sich vom unauffälligen Mitarbeiter eines Supermarkts zu einer Legende des American Football hocharbeitete. Seine Karriere ist geprägt von bemerkenswerten Höhepunkten: Er wurde nicht nur einmal, sondern zweimal zum wertvollsten Spieler (NFL MVP) gekürt, triumphierte im Super Bowl und seine sportlichen Leistungen führten ihn bis in die Ruhmeshalle der Quarterbacks. Der Film wirft einen Blick hinter die Kulissen und verfolgt Warners ungewöhnlichen Werdegang, der voller persönlicher Herausforderungen und beruflicher Widrigkeiten steckt, welche seine NFL-Aspirationen beinahe zum Scheitern gebracht hätten.

Seine Hartnäckigkeit wird im Film anhand mehrerer Schlüsselmomente verdeutlicht: sei es, wie er nach unermüdlichem Training und vielen verpassten Chancen schließlich seine Fähigkeiten auf dem Footballfeld beweist, oder wie er die Skepsis seiner Trainer und Mitspieler durch beeindruckende Leistungen auf dem Platz in Anerkennung umwandelt. Besonders prägend sind die Szenen, in denen Warner im Angesicht von Rückschlägen – wie das Übersehenswerden im NFL Draft oder die Zeiten auf der Ersatzbank – seinen unerschütterlichen Glauben an sich selbst und seine Vision aufrechterhält.

Außerdem erleben die Zuschauer, wie sich Warners Privatleben auf seine berufliche Laufbahn auswirkt. Die Beziehung zu seiner Frau Brenda, dargestellt als eine Mischung aus Unterstützerin und Antriebskraft, spielt eine Schlüsselrolle bei seiner Entwicklung. Ihre gegenseitige Unterstützung in schweren Zeiten, wie bei der Erziehung von zwei Kindern unter finanziell schwierigen Verhältnissen, wird als Metapher für Ausdauer und Treue auch außerhalb des Spielfeldes genutzt.

Über die gesamte Laufzeit des Films hinweg wird der Zuschauer so Zeuge von Kurt Warners außergewöhnlicher Wandlung von einem Mann mit unerfüllten Ambitionen zu einem Superstar mit einer beispiellosen Karriere – eine Veranschaulichung davon, wie Glaube, Beständigkeit und Entschlossenheit jeden noch so harten Weg ebnen können.