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70 afghanischen Frauen gelang es endlich, Asyl in Mexiko zu erlangen

International Womens Flag Football Association
International Womens Flag Football Association

Dass es Frauen in Afghanistan gar nicht leicht haben, das ist wohl inzwischen weltweit bekannt. Die Geschichte rund um das afghanische Flag Football Team liefert nur einen weiteren Beweis.

Wenn man in Afghanistan als Frau geboren ist, muss man allerlei Formen der Erniedrigung in Kauf nehmen. Afghanische Frauen werden extrem unterdrückt und das betrifft nicht nur den Sport. Ihnen ist es nicht gestattet, eine normale Schule zu besuchen, sich beruflich auszubilden oder in extremen Fällen sogar das Haus zu verlassen. Selbst fernsehen dürfen sie nicht, von Unterhaltung im Internet und Online-Glücksspiel ganz zu schweigen.

Doch für 70 Frauen, die die Variante des amerikanischen Footballs professionell trainierten, nahm die Auseinandersetzung mit der Dominanz der Männer in Afghanistan ein glückliches Ende.

Der Hintergrund der Ereignisse

Tatsächlich begann alles im Jahr 2001. Damals besetzten amerikanische Truppen Teile Afghanistans. Zu den wichtigsten Missionen der Amerikaner gehörte auch, der kläglichen Lage der unterdrückten afghanischen Frauen ein Ende zu setzen. Die kulturelle Präsenz und auch der Sport erwiesen sich als hervorragende Mittel, diese wichtige Aufgabe zu erfüllen.

Genau zu dieser Zeit befand sich Diane Beruldsen, die Gründerin der International Women’s Flag Football Association, in Jaipur im benachbarten Indien. Sie hat sich zum Ziel ihres Lebens gesetzt, für die Gleichberechtigung der Frauen zu kämpfen. Es war also ein glücklicher Zufall, in Übereinstimmung mit den Bemühungen der amerikanischen Regierung.

Viel Planung und harte Arbeit zahlten sich aus

Es waren nur wenige afghanische Frauen, denen es gelang, Visa zu erhalten und sich mit Beruldsen in Indien zu treffen. Doch an Begeisterung für den Sport fehlte es ihnen nicht. Zwar hatten sie nicht die geringste Ahnung, wie amerikanischer Football gespielt wird, geschweige von der Flag Football Variante, begeistert wollten sie aber die Grundlagen lernen. Ihnen dabei noch Finesse und strategisches Spiel beizubringen, darin sah Beruldsen die Verwirklichung ihres Lebenswerks.

Am Anfang gab es allerlei Schwierigkeiten. Eine Persisch-Übersetzerin musste her und auch um den Kauf der nötigen Ausrüstung musste man sich mithilfe von Spendenaktionen kümmern. Das Endergebnis rechtfertigte jedoch alle Anstrengungen. Die ersten afghanischen Flag Football Sportlerinnen kehrten nach Afghanistan zurück und gründeten die Afghanistan Women Flag Football Federation. Für den neuen Sport begeisterten sich noch mehr Frauen, die hier eine Möglichkeit für Weiterentwicklung und Gleichberechtigung sahen. All das dauerte allerdings nur bis zum August 2021.

Der Abzug der US-Truppen aus Afghanistan hatte schwere Konsequenzen

Als es den Taliban gelang, die Kontrolle über das Land zurückzugewinnen, kehren auch die brutalen Einschränkungen der Rechte afghanischer Frauen zurück. Diese, die es gewagt haben, Sport zu treiben, mussten mit harten Strafen rechnen. Denn wenn eine Frau Sport treibt, dann ist es Verstoß gegen das Taliban-Gesetz. Es dauerte nicht lange, bis Beruldsen die ersten Hilferufe erhielt.

Das Asyl war die einzig mögliche Option

Nach einer Flut von SMS, Zoom-Anrufen, Passanträgen und der Bewältigung des ganzen Papierkrams rund um die Einwanderung gelang es schließlich Beruldsen, die vor dem afghanischen Terror geflohenen Frauen in Key West und Provincetown, Massachusetts unterzubringen. Dabei war auch die Hilfe von Bridget Cambria, Mitbegründerin der gemeinnützigen Organisation ALDEA, von unschätzbarem Wert. Und da es zu Verzögerungen kam und das nächste Flag Football Turnier im Mai 2022 in Mexiko bevorstand, fassten die Anwälte letztendlich den Entschluss, statt in den USA, in Mexiko Asyl für die Sportlerinnen zu beantragen.