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Spiel und Sport verbrüdern die Menschheit

Düsseldorf Panther vs. Frankfurt Löwen 1979
Düsseldorf Panther vs. Frankfurt Löwen 1979

Obwohl die Vorlieben sich von Nation zu Nation unterscheiden können, bleiben Fans überall Fans.

Das Internet und Streaming verbreiten neue Trends in Windeseile, aber auch die auf althergebrachte Weise populär gemachten Phänomene bekommen durch moderne Plattformen weiteren Auftrieb.

American Football stammt zwar aus den USA, aber gespielt wird der nur noch entfernt mit dem europäischen Fußball verwandte Sport mittlerweile fast in aller Welt.

In Deutschland brachten ihn 1945 die amerikanischen Besatzungssoldaten mit. Doch da diese fast ausschließlich in ihren Kasernen und Siedlungen trainierten und spielten, dauerte es Jahrzehnte, ehe der Sport den Weg in die deutsche Öffentlichkeit fand.

Das änderte sich erst, als 1976 die „Texas A & M Javelinas“ auf Tour in die Bundesrepublik kamen. Die American Footballer spielten in Mannheim, Berlin und Nürnberg in ausverkauften Stadien. Das American Football Fieber in Deutschland hatte begonnen.

Ein Jahr später wurden die „Frankfurt Lions“ als erster deutscher Club geboren. Das Team setzte sich aus Deutschen und Amerikanern zusammen. Die „Löwen“ traten anfangs gegen GI-Mannschaften an, aber schon bald gab es mit den „Düsseldorf Panther“, den „Munich Cowboys“, den „Ansbach Grizzlies“, den „Berlin Bears“ und den „Bremerhaven Seahawks“ immer mehr deutsche American Football Clubs. Die Namen setzten die US-Tradition fort, selbst wenn die namensgebenden Tiere in der Bundesrepublik zumeist nur im Zoo zu finden waren.

Die erste offizielle Saison wurde am 4. August 1979 in Düsseldorf gestartet. Vor 4.400 Zuschauern besiegten die „Frankfurt Lions“ die „Düsseldorf Panther“ mit 38 : 0.

Doch nicht nur in Deutschland begeisterte der typisch amerikanische Sport die Fans. Die erste Europameisterschaft im American Football wurde 1983 ausgetragen. Sie endete mit einem respektablen 3. Platz für die Bundesrepublik.

Frauen entdeckten den Sport ebenfalls für sich. Die deutsche Damenbundesliga im American Football wurde 1988 gegründet.

Mittlerweile ist der American Football in der Bundesrepublik als Profiliga etabliert. Wie sehr der hiesige Ableger der National Football League NFL auch im Mutterland des Sports ernst genommen wird, zeigt sich an der Eröffnung eines NFL-Hauptquartiers in Düsseldorf im Oktober 2023. Damit ist die Rheinmetropole nur ein Jahr nach dem ersten NFL-Spiel in der Bundesrepublik vor 70.000 Fans der Dreh- und Angelpunkt der deutschen NFL-Aktivitäten. Die Mannschaft von „Rhein Fire“ aus Düsseldorf ist amtierender Champion in der European Football League, ELF.

Rund 18 Millionen Fans des Sports gibt es hier bereits, und die Tendenz ist steigend. Aber auch in Kanada, Japan, Mexiko, Brasilien, Schweden und sogar China begeistert American Football Millionen von Anhängern, ganz gleich, ob einheimische Teams spielen oder die NFL-Begegnungen gestreamt werden.

Ein zweiter amerikanischer Sport, der zerebral ausgetragen wird, hat ebenfalls längst die Welt erobert. Obwohl Poker im gleichen Atemzug wie Glücksspiele genannt wird, beruht das Kartenspiel in erster Linie auf Mathematik und Psychologie und wird vielfach offiziell unter die Geschicklichkeitsspiele eingeordnet.

Ihre Wurzeln haben Poker Spiele in der Alten Welt. Als Vorläufer werden unter anderem das persische As Nas, das deutsche Pochen und das französische Poque betrachtet.

Letzteres trat mit Seefahrer und Auswanderern im frühen 19. Jahrhundert den Weg über den Großen Teich an. Die Franzosen zockten anfangs an Bord und nach ihrer Ankunft in den Kneipen von New Orleans. Auf dem Wasserweg breitete sich das Kartenspiel schließlich gen Osten aus.

Dabei wurde es immer weiter verfeinert und erweitert. Dass ein Spiel um Geld auch zwielichtige Elemente anzog, blieb nicht aus. Die Idee von Falschspielern und Glücksrittern in den Saloons des Wilden Westens verlieh dem Spiel nicht nur in der Literatur einen gewissen Ruf. Zocker im verrauchten Hinterzimmer und Pistolenduelle zwischen Falschspielern wurden seit den 1930er Jahren dank Hollywoodfilmen und später Fernsehserien weltweit zum vorherrschenden Bild von Pokerspielen.

Die Tatsache, dass das Spiel in erster Linie Verstand erfordert und alles andere als anrüchig ist, fand erst allmählich Anerkennung. In dem von jeher von Kartenspielen wie Skat, Doppelkopf und Rommée begeisterten Deutschland setzte sich Poker in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in immer größerem Maße durch.

Seit der Einführung von Online-Casinos ist das Spiel noch egalitärer geworden. Der erste Pokerweltmeister aus Deutschland, Pius Heinz, hatte seine Strategien online gelernt und die Theorie genauso akribisch studiert wie die Praxis. Sein Sieg bei der World Series of Poker 2011 in Lase Vegas machte den damals 22-jährigen Studenten zum Multimillionär.

Auch die Pokerweltmeister von 2019 und 2021 stammen aus Deutschland. Clubs in der Pokerbundesliga und regionale Vereine sind mittlerweile fast überall zu finden.

Aber auch jenseits von Stammtischen und heimischen Vereinen können Fans sich im In- und Ausland beim Poker genauso wie beim American Football unterhalten. Diese beiden Phänomene haben die Welt erobert und tragen dazu bei, dass Spiel und Sport die Menschen verbrüdern.