Der Neustart der Liga geht Hand in Hand mit einer Neukonzeptionierung. Waren unter McMahon alle Teams an einem einzigen Standort postiert und trugen ihre Spiele auch dort aus, wird die neue Liga sich auf mehrere Standorte verteielen. Der Standort der Geschäftsführung wird aber in Arlington liegen, auch drei der Teams sind im Bundesstaat Texas beheimatet.
Die Teams werden in der Pre-Season und auch während der Saison in Arlington trainieren, zu den Spielen aber in die jeweiligen Städte fliegen.
Die Teams sollen auf jeden Fall in der Hand der Liga bleiben und nicht an Investoren veräußert werden. Das mindert zwar auf der einen Seite die wirtschaftliche Attraktivität der Liga, auf der anderen Seite werden aber auch mögliche Windhunde abgeschreckt, die in den Mannschaften nur eine Chance wittern, möglichst schnell und mit möglichst geringem Risiko möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Wie schnell das nämlich in die Hose gehen kann, hat man bereits einige Male beobachten können. Ein gewisser Donsld J. Trump hat mit seinem Gewinnstreben den Garaus für eine Liga besiegelt, und das soll sich nicht wiederholen.
Nun klingt das nicht so wesentlich anders als das Konzept der USFL, die ja bereits im Spielbetrieb steht. Im Gegensatz zur USFL haben sich die Macher der XFL aber ganz bewusst dazu entschieden, dem HUB-Prinzip, also der dauerhaften Konzentration aller Teams auf einen einzigen Standort, eine Absage zu erteielen. Sie setzen auf die dezentrale Lösung, von der sie sich eine größere Fanbase und eine höhere Identifikation der Fans mit den Mannschaften versprechen. noch deutlich.
Allerdings hat die Dezentralisierung auch einen gewissen Preis, den man bei der Betrachtung der Zukunftschancen der neuen Liga berücksichtigen muss. Es fallen mehr Mietausgaben für Stadionmieten an, die Reisekosten sind ebenfalls immens. Ob die Hoffnung sich erfüllen wird, dass diese Mehrkosten durch ein ebenfalls zu erwartendes Plus an Merchandise-Einnahmen und Ticketverkäufen aufgefangen und in ein Plus verwandelt werden können, bleibt abzuwarten.
Eine angedachte Zusammenarbeit mit der kanadischen Topliga CFL zerschlug sich nach mehrmonatigen Verhandlungen, wovon sich die XFL-Verantwortlichen aber weder entmutigen noch desillusionieren lassen wollen. Sie halten an ihrem Produkt fest, dass sie als eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Angebot an Football-Ligen in den USA ansehen und als solche auch etablieren wollen.
Jetzt wurde eine Kooperationsvereinbarung mit der NFL getroffen. Johnson und seine Mitstreiter erhoffen sich dadurch einen großen Zuspruch von talentierten Spielern. Der Pool an Talenten, die momentan vertragslos sind, ist durch das Aus der MLFB ja auch deutlich größer geworden.
Die Suche nach neuen Mitarbeitern
Ungeachtet der momentan noch nicht ganz geklärten Finanzierungssituation heuert die XFL schon kräftig Mitarbeiter in den neuen Standorten an. Und zwar auf den Führungsebenen. So war unlängst auf der Webseite der Liga diese Annonce geschaltet:
„Die XFL stellt zwei Positionen in jedem unserer acht Märkte ein – VP, Team Business Ops, und Director, Team Communications & Media Relations. Interessierte Kandidaten können sich über den unten stehenden Link bewerben. Bitte schauen Sie auch weiterhin auf unserer Karriereseite nach, ob es neue Stellen gibt.“
Im Prinzip ist die Suche nach Mitarbeitern keine allzu aufregende Sache und im Aufbaustadium einer neuen Organisation darf auch die Führungsebene durchaus mit externen Fachkräften besetzt werden. Dass allerdings so offensiv und publik um neue Führungskräfte geworben wird, überrascht dann doch ein wenig. Auch und gerade, wenn man die Vernetzung des Besitzertrios um Johnson, Garcia und Cardinale bedenkt, die sowohl im Sport- als auch im Medienbusiness bestens verlinkt sein müssen. Dass sie jetz trotzdem diesen Weg der Mitarbeitergewinnung suchen, kann mehrere Gründe haben, über die wir nur spekulieren können. Und, wie es unsere Art ist, auch gerne tun.
Die gewählte Strategie könnte auf dem Mist von Cardinale gewachsen sein, dessen Hintergrund als Eigner einer 6 Milliarden Dollar schweren Investmentfirma es gebietet, dass er das beste auf dem Markt befindliche Personal zu aquirieren versucht. Mit dieser Verantwortung ist RedBird Capital Partners zu einem der erfolgreichsten Investmentunternehmen der USA geworden.
Oder vielleicht waren es auch Garcia und Johnson, die zwar in ihrer jeweiligen Branchen echte Größen sind, aber im Bereich des Sportmarketing einfach noch als Newcomer zählen? Oder hat sich „The Rock“ etwa Absagen aus der Welt des Wrestling geholt?
Solche Informationen bleiben, naturgemäß, in aller Regel geheim. Allerdings hat ein solcher Mangel an Transparenz, in Verbindung mit ökonomischer Blauäugigkeit, schon das Ende so einiger professioneller oder semiprofessioneller Sportligen besiegelt.
Wird die XFL3.0 ein Erfolg?
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir den Spagatn zwischen seriösen Recherchen, gesundem Menschenverstand und dem Blick in die Glaskugel werfen.
Finanziell scheint die neue Liga besser und solider aufgestellt zu sein als andere Ligen. Und selbst, wenn die Investorensuche erfolglos bleiben sollte, könnte RedBird auch hier voll einsteigen und das Fremdkapital zu 100 % ersetzen.
Sportlich stehen der Liga alle Türen offen, das Team um Johnson hat gute Arbeit geleistet. Jetzt müssen nur noch Fans und lokale sowie überregionale Sponsoren begeistert werden. Wenn das gelingt, kann die Liga ein Erfolg werden. Wenn das nicht gelingt, sind wir immerhin Augenzeugen eines verdammt kostspieligen Fehlers geworden.