Ein neuer alter Bekannter: die Prague Lions in der ELF

Prague Lions
Prague Lions

Die alte Saison der European League of Football (ELF) endete mit einem echten Paukenschlag. Dabei war weniger das Ergebnis des Finales, das die Vienna Vikings als Liganeuling mit 27:15 im österreichischen Klagenfurt gegen die Hamburg Sea Devils für sich entscheiden konnten, das Ereignis, das für viel Aufsehen sorgte.

Viel spektkulärer wirkte es, dass die Macher der ELF, Patrick Esume und Zeljko Karajica, für die kommende Saison zwei weitere neue Teams für die kommende Saison und damit die Aufstockung der Liga von zwölf auf achtzehn Teams verkündeten. Eines der beiden neuen Teams, die vorgestellt wurden, sind die Prague Lions. Und mit dem sechsmaligen tschechischen Meister ist es wirklich kein Unbekannter, der sich in der europäischen Topliga präsentieren wird.

American Football in Prag – eine kurze Erfolgsgeschichte

Die Prague Lions wurden 1991 und damit kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gegründet. America Football war vor der politischen Wende im damaligen Ostblock verpönt und fand zumindest in der Öffentlichkeit nicht statt. Mit der Gründung der Lions bekam dieser Sport aber auch in der Tschechischen Republik endlich ein erstes Standbein.

Schnell gründeten sich weitere Teams, ab 1994 gab es eine eigene nationale Meisterschaft. 1998 konnten die Lions zum ersten Mal den Titel im Czech Bowl holen, als der ewige Stadtrivale Prague Panthers mit 29:8 geschlagen wurde.

Die Duelle mit dem insgesamt 18maligen nationalen Titelträger prägten die Liga über zwei Jahrzehnte. Nach der Fusion der Panthers mit den Prague Blackhawks, die in den beiden Vorjahren den Titel gewinnen konnten, fungiert das Team unter dem Namen Prague Black Panthers und dominierten ab 2013 die Liga. Die Absage der Meisterschaft im Jahr 2020 durch die Corona Pandemie bedeutete eine Zeitenwende. Seither streiten sich die Lions mit den Gladiators aus Visocyna um den Titel, zuletzt mit dem besseren Ende für die Lions, die damit nach 1998, 2004, 2005,2006 und 2019 zum sechsten Mal das Finsle für sich entscheiden konnten.

Das Stadion

Die Prague Lions werden ihre Heimspiele vermutlich im Sports Center Hostivař austragen, das zur traditionsreichen Karls-Universtät gehört. Das Stadion ist zwar eher klein, aber das der American Football in der Gunst der tschechischen Sportfans deutlich hinter Fußball, Eishockey, Basketball und Tennis rangiert, wird das Platzangebot höchstwahrscheinlich ausreichen. Schließlich ist die Konkurrenz in der Sportstadt Prag riesig. Und nicht zuletzt wird auch der Stadtrivale und ewige Kontrahent, die Prague Black Panthers, einen Teil der potentiellen Zuschauer ziehen.

Viel wird vom Saisonstart abhängen. Wenn man den derzeitigen Hype um die ELF, den Patrick Esume bei der Pressekonferenz in Klagenfurt als den Hauptgrund für die schnelle Expansion der ELF angegeben hat, nutzen und mit Erfolgen unterfüttern kann, könnte das Sports Center Hostivař bald zu klein werden. Aber das dürfte in Prag, mit seinen unzähligen Sportstätten, kein echtes Problem darstellen. Vielleicht werden wir ja auch alle überracht und die Lions zaubern noch einen ganz anderen Standort als Spielstätte aus dem Hut.

Die sportliche Leitung der Prague Lions in der European League of Football

Headcoach der Lions wird auch in der ELF Zack Harrod sein. Harrod arbeitet bereits seit 2018 in Prag und genießt bei Fans und Management ein hervorragendes Standing. Nicht zuletzt durch die Erfolge, die die Lions seit Harrods Engagement feiern konnten. Und auch umgekehrt verbindet den US-Amerikaner viel mit der Stadt Prag und seinen Einwohnern. Der zweifache Vater ist mit einer Tschechin verheiratet, spricht Tschechisch und macht auch sonst nicht den Eindruck, dass er der „Goldenen Stadt“ bald den Rücken zukehren möchte.

Harrod gilt als Verfechter des Offensivspiels. Mit seiner Verpflichtung konnte eine neue Begeisterung um die Lions entfacht werden, die durch dir rasch eintretenden Erfolge natürlich noch verstärkt und befeuert wurde. Und das wiederum sorgte dafür dass der Globetrotter in Sachen AMerican Football gute und talentierte Spieler in die tschechische Hauptstadt locken konnte, die das spannende Projekt „Prague Lions go ELF“ jetzt begleiten und zum Erfolg werden lassen wollen.

Die sportlichen Leistungsträger

Hier stehen die größten Fragezeichen bei den Pragern. Eine der zentralen Fragen ist, ob Quarterback Shazz Mumphrey den Löwen erhalten bleibt. Weitere Leistungsträger wie Defensive Liner Lukas Boucky, Offensive Liner Adam Fastnacht, Wide Receiver Lukas Kadlec oder Tight End Archie Stevens sollen, wie auch Humphrey, gehalten werden, um ein schlagkräftiges Team wachsen zu lassen. Diese Schlüsselspieler wären nicht so ohne Weiteres und ad hoc zu ersetzen.

Die sportlichen Aussichten

Ähnlich wie beim ebenfalls 2023 neu in die ELF einsteigenden Team aus München hat auch das Team der Prague Lions mit einem hohen Konkurrenzdruck zu kämpfen. Bleiben schnelle Erfolge aus, könnte das ELF-Projekt der Prague Lions schnell in einem finanziellen Fiasko enden.

Mit dem in der tschechischen Liga erfolgreichen Kader wird das allerdings schwer, Verstärkungen werden gebraucht und auch gesucht. Die Lions nutzen den Oktober für die ersten Tryouts, um die sportliche Perspektive zu verbessern und neue Spieler zu rekrutieren. Wegen der zu erwartenden hohen Kosten in der ELF, die durch Reisen und Hotelübernachtungen für den gesamten Tross entstehen, können die Lions nicht nach Herzenslust auf dem Transfermarkt zugreifen, sondern müssen sich ihren Nachwuchs quasi selber ranzüchten.

Diese Gemengelage lässt eine solide fundierte sportliche Aussicht kaum zu. Allerdings lässt sich schon jetzt erahnen, dass die Lions nicht so eine rasante Erfolgsstory hinlegen werden wie die Vienna Vikings, die als Neuling gleich den Titel holen konnten.

Das noch nicht endgültig gelöste Stadionproblem macht die Ssche nicht eben einfacher. Es bleibt auf jeden Fall spannend in Prag.

Die ELF in der Saison 2023

Die Aufstockung von zwölf auf achtzehn Teams sorgt natürlich für eine weitere Umstrukturierung der Liga. Bisher wurde mit sechzehn Teams in vier Conferences geplant. Jetzt läuft es darauf hinaus, dass es bei drei Conferences bleiben wird, die um jeweils zwei Teams auf sechs Teams pro Conference aufgestockt werden. Die genaue Aufteilung der Mannschaften bleibt abzuwarten.

Patrick Esume und Zeljko Karajica sind zufrieden mit der schnellen Entwicklung der Liga zu einem europäischen Top-Event. Bereits im dritten Jahr kommt die Liga ihrer Vision nahe, eine Liga für ganz Europa zu sein. Mit den beiden zuletzt vorgestellten Neulingen wird die ELF im nächsten Jahr in zehn Ländern vertreten sein. Es bleibt zu hoffen, dass diese Expansion nicht dazu führt, dass die Verantwortlichen das Augenmaß verlieren und dass dieses Projekt auch weiterhin Football auf Topniveau in Europa ermöglichen wird.