Beitragsautor: Jörg Kochs

George Stanley Halas

George Stanley Halas

George Stanley Halas

Am 2. Februar 1895 wurde George Stanley Halas in Chicago, Illinois, als Nachkomme böhmischer Einwanderer geboren. Halas, auch bekannt unter seinen Spitznamen „Mr. Everything“ und „Papa Bear“, erzielte bemerkenswerte Erfolge sowohl als Spieler als auch als Coach im American Football. Ferner gründete er und führte viele Jahre (von 1920 bis 1983) das NFL-Team der Chicago Bears. Er zählt zu den Gründungsmitgliedern der National Football League im Jahr 1920 und wurde 1963 als einer der 17 Erstgewählten in die Pro Football Hall of Fame aufgenommen.

Universitätsjahre

In ihrer Erziehungsweise legten die Eltern von Halas, die ihre Wurzeln in Pilsen haben, hohen Wert auf die Vermittlung von Eigenschaften wie Selbstdisziplin, unternehmerischem Denken und Bescheidenheit. Dank dieser Werte gelang es Halas, genug Geld anzusparen, um sein Studium an der University of Illinois in Urbana-Champaign zu finanzieren. Schon während seiner Universitätsjahre begann Halas mit seiner vielseitigen Sportlaufbahn, indem er Mitglied der Football-, Baseball- und Basketballteams wurde. Zusammen mit seinem älteren Bruder trat er auch der Tau Kappa Epsilon-Bruderschaft bei. Während seines Studiums ereignete sich eine bemerkenswerte Anekdote, die im Laufe der Jahre zur Legende wurde, obwohl ihre Authentizität bis heute ungeklärt ist. Im Jahr 1915 organisierte Western Electric, der damalige Arbeitgeber von Halas, einen Betriebsausflug auf dem Dampfer SS Eastland. Tragischerweise kenterte das Schiff und führte zum Tod von 845 Menschen. Halas behauptet in seiner Biographie, er hätte die Abfahrt des Schiffes nur knapp verpasst, da er das Gewichtstraining für Football bevorzugte. Einige sind jedoch der Meinung, dass Halas das Unglück einfach verschlief, was jedoch im Widerspruch zu seinem lebenslangen Image als harter Arbeiter steht.

Erster Weltkrieg und Dienst in der Marine

Just als Halas vor dem Abschluss seines letzten Semesters an der University of Illinois stand, traten die Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg ein. Halas entschied sich spontan für den Dienst in der US Navy und wurde daraufhin einem bedeutenden Seeflottenstützpunkt nahe Chicago zugeteilt. Während seiner Dienstzeit in der Navy spielte Halas für das Footballteam seines Stützpunkts und führte es 1919 im Rose Ball gegen eine andere Marine-Einheit zu einem 17-0 Sieg. Hierbei trug eine von ihm abgefangene Interception, die er mit einem 77-Yards-Lauf zu einem Touchdown verwandelte, maßgeblich zum Sieg bei, was ihm die Auszeichnung des Spiels MVP einbrachte. Zudem erhielt das Team Anerkennung für seine militärischen Beiträge. Trotz des Nichtabschlusses aller vorgesehenen Studiengänge konnte Halas in dieser Zeit auch seinen Hochschulabschluss erwerben.

Karriereende in Sicht?

Nach seiner Dienstzeit in der Navy wandte sich Halas seiner Baseballlaufbahn zu und bestritt 12 Spiele in der Minor League Baseball. Allerdings hinderte ihn eine Hüftverletzung daran, den erhofften großen Erfolg zu erzielen. So kam seine Baseballlaufbahn zum Stillstand, bevor sie wirklich Fahrt aufnahm. Bald darauf fand Halas seinen Weg zurück zum Football und spielte für die Hammond Pros, wo er pro Spiel 75 Dollar erhielt. Er kehrte dann in die Region Chicago zurück und nahm eine Stelle in einem örtlichen Unternehmen an, die seinem Abschluss als Bauingenieur entsprach. Daraufhin gab er seiner Mutter sein Versprechen, die sportliche Karriere aufzugeben und sich ganz der Ingenieurswissenschaft zu widmen. Dennoch spielte er an den Wochenenden heimlich Football für Clubteams.

Gründung der Decatur Staleys

Aufgrund seines beachtlichen Rufs, den er während seiner Zeit bei der Navy und den dort erreichten Erfolgen erlangt hatte, erhielt Halas 1920 ein Angebot von der Firma Staley Starch Works, das sein Leben grundlegend verändern sollte. Man schlug ihm vor, am Firmensitz in Decatur, Illinois tätig zu sein und dabei die Football- und Baseballmannschaften zu leiten und zu trainieren. So wurde Halas zum Spielertrainer der Decatur Staleys. Noch im selben Jahr fand er sich zusammen mit Ed „Dutch“ Sternaman bei einem Treffen mit anderen Clubbesitzern in Canton, Ohio wieder. Dort wurde die American Professional Football Association ins Leben gerufen, die 1924 in die National Football League umbenannt wurde. Trotz einer starken ersten Saison sah der Firmeninhaber Staley keine langfristige Zukunft für das Team in Decatur, weshalb die Decatur Staleys nach Chicago verlegt wurden und fortan als Chicago Staleys spielten. In ihrem ersten Jahr nach dem Umzug sicherte Halas‘ Team sich die Meisterschaft. Nach dem Gewinn der Meisterschaft erfolgte eine Umbenennung in Chicago Bears, als Hommage an das Baseballteam der Chicago Cubs, die ihnen gestatteten, ihre Spiele im Wrigley Field auszutragen.

Kontinuierlicher Erfolg

In den darauffolgenden Jahren engagierte sich Halas stark für sein Team und die gesamte Liga. Er übernahm verschiedene Rollen innerhalb des Teams, darunter auch die des Spielers, bis zu seinem definitiven Rücktritt im Jahr 1930, und war zudem für das operative Geschäft verantwortlich. 1925 konnte er einen bedeutenden Erfolg verbuchen, als er den Star-Spieler Red Grange davon überzeugen konnte, zu den Bears zurückzukehren. Dieser Schritt trug wesentlich dazu bei, den Ruf und die Popularität der Liga zu steigern, die zuvor eher als Rückzugsort für weniger talentierte Spieler galt. 1930 trat Halas sowohl als Spieler als auch als Trainer zurück und übergab die Traineraufgaben an Ralph Jones, der 1932 den NFL-Titel holte. Halas verblieb in der Verantwortung für das operative Geschäft, bis er 1932 zum alleinigen Eigentümer der Bears wurde. Trotz der hervorragenden Arbeit von Jones kehrte Halas aus finanziellen Gründen auf den Trainerposten zurück und führte die Bears 1933 zum nächsten Meistertitel. Er blieb das gesamte Jahrzehnt über Trainer, bis er nach dem Angriff auf Pearl Harbor erneut in die Navy eintrat. Zuvor konnte Halas mit Hilfe der gerade eingeführten T-Formation noch die Meisterschaften von 1940 und ’41 feiern.

Ein Wendepunkt

Nachdem Halas 1946 im Rang eines Kapitäns aus der Navy entlassen worden war, führte er seinen Verein im selben Jahr direkt zum nächsten Meisterschaftstitel. Dies sollte jedoch der letzte Sieg für eine Weile sein. Erst im Jahr 1963 gelang den Bears unter Halas‘ Führung der nächste Triumph. Trotz dieser letzten Meisterschaft, die Halas erreichte, konnte das Team die glorreichen Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufleben lassen. Vor seinem offiziellen Rücktritt am 27.05.1968 erzielte er einen Meilenstein, indem er als erster Footballtrainer seinen 300. Sieg verbuchen konnte. Die Position des Klubbesitzers übernahm Halas‘ einziger Sohn, George jr. „Mugs“ Halas. Dennoch blieb Halas sr. weiterhin im Teambetrieb aktiv. Er plante, sich vollständig aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen, in dem Glauben, sein Lebenswerk sei in guten Händen. Diese Vorstellung wurde jedoch am Morgen des 19.12.1979 zunichte gemacht, als sein Sohn Mugs an einem Herzinfarkt starb. Dieses Ereignis stellte Halas‘ Leben völlig auf den Kopf. Letztendlich entschied er sich, die Führung der Bears erneut zu übernehmen.

Der letzte Akt

Bereits nach der enttäuschenden Saison 1981 begann Halas, das Team-Oberhaupt, sich zunehmend in sportliche Angelegenheiten einzumischen. Unter anderem zwang er den damaligen Trainer, Dooley als Assistenten zu engagieren, so dass dieser Halas heimliche Berichte über das Geschehen im Team liefern konnte. Bis zum Jahr 1983 hatte Halas die gesamte Führung der Bears nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Er war davon überzeugt, dass dies die optimale Führungsstruktur sei, um die Mannschaft in die Zukunft zu lenken. Halas verstarb schließlich im Alter von 88 Jahren an Pankreaskrebs. Nach seinem Tod übernahmen seine Tochter Virginia Halas McCaskey und ihre Familie die Verantwortung für das Team. Virginias Sohn Michael wurde zum neuen Präsidenten des Teams ernannt.

Prägung und Wesensart

Halas wurde als Wegbereiter sowohl auf dem Spielfeld als auch daneben wahrgenommen. Beispielsweise waren die Bears das erste Footballteam, das regelmäßige Trainings durchführte. Zudem implementierte Halas die Videobetrachtung von gegnerischen Teams sowie die Nutzung von Funkkommunikation während des Spiels. Darüber hinaus vertrat er konsequent seinen persönlichen Leitsatz: Was der Liga zugutekommt, kommt letztendlich auch seinem eigenen Team zugute. Daher bot er an, die beträchtlichen Fernseheinnahmen der Bears mit Teams aus kleineren Städten zu teilen. In seiner Trainerrolle legte er besonderen Wert auf Disziplin. Ungehorsam oder Selbstdarstellung seiner Spieler tolerierte er in keinem Fall. Er bestand auf vollkommener Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit in der Geschäftsführung und war der Ansicht, dass ein Handschlag ausreicht, um eine Vereinbarung zu besiegeln. Halas‘ Wesen kann außerdem durch einige seiner bekannten Zitate veranschaulicht werden:
-„Erfolg geschieht nicht einfach so – er wird erworben, er wird geübt.“
-„Schmerz ist flüchtig, Erfolg bleibt bestehen!“

Würdigungen

Es besteht kein Zweifel daran, dass George Stanley Halas das Herzstück und die Essenz der Chicago Bears verkörpert. Als Zeichen der Ehre wurden seine Initialen „GSH“ 1984, ein Jahr nach seinem Tod, auf den oberen linken Ärmel des Trikots appliziert, wo sie bis heute verbleiben. Es versteht sich daher fast von selbst, dass sein Trikot mit der Nummer sieben von den Bears nicht erneut vergeben wird. Halas bleibt jedoch auch für die NFL insgesamt eine herausragende Figur. Eine weitere Hommage an Halas ist die George Halas Trophy. Seit der Saison 1984-85 wird dem Gewinner des NFC Championship Game die nach ihm benannte Auszeichnung überreicht. ESPN ernannte ihn zu einer der zehn bedeutendsten Persönlichkeiten im Sport des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus erhielt Halas 1956 den Marine Distinguished Public Service Award, der höchsten zivile Auszeichnung der Marine.

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Tags: Heroes, NFL History

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