Die ersten Jahre in der NFLE für Berlin Thunder und das aktuelle Comeback in der European League of Football

Die World League im American Football entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem intensiven Wettkampfformat und stieß auf großes Interesse bei Fans und Medien. Durch die Möglichkeit der besseren Vermarktung entschied sich die NFL im Jahr 1998 die Liga in NFLE also National Football League Europe umzubenennen. Als eine der ersten Handlungen in der neuen Liga wurde die Franchise der London Monarchs bzw. England Monarchs aufgelöst und durch eine dritte deutsche Mannschaft, Berlin Thunder, ersetzt.

Berlin Thunder

Die Berlin Thunder sind eine Franchise mit einem guten Plan. Unter der Leitung des ehemaligen NFL-Profis Björn Werner als sportlicher Leiter haben die Thunder in der Off-Season viel verändert.

SPIELER ZUM BEOBACHTEN
Das neue Gesicht der Franchise ist Quarterback Joe Germinerio. Der kräftig gebaute Signal Caller hat eine starke Offensive Line, talentierte Receiver wie Robin Wilzeck und mit Joc Crawford einen der besten Running Backs, der ihn in seinen Aktionen unterstützt.

Auf der Defense-Seite haben die Thunder den letztjährigen Defensive Player of the Year Kyle Kitchens verpflichtet. Auf der anderen Seite der Linie wird der talentierte Pass Rusher Stanley Zeregbe spielen. Dieser Kader ist vollgepackt mit Talenten, die in den kommenden Jahren eine großartige Zukunft haben werden.

DER GROSSE PLAN
Die Berlin Thunder sind bereit, in der ersten Woche in Aktion zu treten. Sie wollen das Gesicht der Franchise verändern und von einer Verlierer- zu einer Gewinnermentalität übergehen. Erfahrene Spieler wie RB Joc Crawford oder Tight End Nicolai Schumann werden das Team anführen.

Alle Spiele werden im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin ausgetragen, mit einem großen Publikum im Rücken. Das Stadion kann mit 10.000 Menschen gefüllt werden, in einer der stolzesten und reichsten Football-Geschichten Deutschlands.

 

Damit unternahm die Liga einen in Augen vieler Fans längst fälligen Schritt, da die Hauptstadt ein Symbol für den Zusammenschluss Deutschlands war und auch außerhalb Europas einen Namen hatte. Daneben war Berlin bereits fest in der Footballszene integriert, gehörten doch die Berliner Adler jahrelang zu den Topteams der deutschen Liga.

Name und Logo wurden zusammen mit der Öffentlichkeit gesucht und letztendlich auch gefunden: dabei sollte der Hammer zum einen Kraft symbolisieren und zum anderen die Entschlossenheit zum Aufbruch in etwas Neues darstellen.

Sportlich lief die erste Saison nicht optimal und man musste sich mit einer negativen Bilanz zufrieden geben.

Neuling und zweifacher World Bowl Champion

Im folgenden Jahr gelang trotz niedriger Erwartungen um Umfeld der erstmalige Einzug in den World Bowl in dem sich die Barcelona Dragons knapp geschlagen geben mussten. Als Titelverteidiger spielte Berlin eine weitere gute Saison und stand gegen Düsseldorf Rhein Fire erneut im Finale welches ebenso knapp wie der erste Titel gewonnen werden konnte. Nicht nur konnte ein deutscher Konkurrent im eigenen Stadion geschlagen werden vielmehr gelang Thunder als einziges Team eine erfolgreiche Titelverteidigung in der NFL Europe.

Umzug und Wachstum

Bis zur Saison 2003 trug das Team seine Heimspiele im eher kleinen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark aus ehe man in das Berliner Olympiastadion umzog. Zwar gelang dort ein starker Anstieg der Zuschauerzahlen mit einer Rekordkulisse von über 20.000 Fans, jedoch galt das Stadion bei Fans der ersten Stunde als wenig attraktiv. Durch die reine Größe ging für viele das familiäre verloren. Insgesamt galt Thunder zusammen mit den Cologne Centurions trotz leichtem Wachstum stets als zuschauerschwächstes Team in Deutschland.

Den sportlichen Erfolg konnte jedoch der kleine Wermutstropfen nicht verhindern, im Jahr 2004 gelang ein weiterer Sieg im World Bowl, diesmal gegen den kumulierten Rekord Champion aus World League und NFL Europe: Frankfurt Galaxy. Mit dem Triumph krönten sich die Berliner zum alleinigen Rekordhalter der reinen NFL Europe Ära mit insgesamt drei gewonnenen Ligatiteln.

Berlin Thunder altes Logo
Berlin Thunder 1999 - 2007

Rapider Abstieg des Champions

Zwar gelang 2005 ein erneuter Einzug in den World Bowl, nach der Niederlage folgten allerdings zwei negative Saisonbilanzen, vor allem die Saison 2007 dürfte Thunder Fans schwer in Erinnerung geblieben sein da man erstmals alle Heimspiele in einer Saison verlor.

Aufgrund der Schließung der NFLE blieb somit dieser negative Eindruck bestehen.

Neustart in der ELF

Da die Franchiserechte bei der NFL lagen gab es bis 2021 kein neues Team namens Berlin Thunder, allerdings gelang es der European League of Football eine Kooperation mit der NFL einzugehen und die alten NFL Europe Marken zu nutzen sodass für die Premierensaison der ELF ein Team unter der Bezeichnung Berlin Thunder aufläuft. Allerdings sind bei der Neuauflage keine ehemaligen Macher aus der NFL Europe involviert wodurch die Skepsis den Hype noch überwiegt zumal die Konkurrenz in der eigenen Stadt mit den Berlin Adlern konstant Fans aufbauen konnte. Dennoch dürfte generell in der Sportstadt Berlin auch Platz für ein weiteres erfolgreiches und bekanntes Footballteam sein. Die Fanbase ist auf jeden Fall vorhanden und wächst bekanntlich stetig an.

Ehemalige Spieler

Zwei Nationals konnten in der Geschichte von Thunder Verträge in der NFL vorweisen: Christian Mohr gelang es 2005 einen Vertrag bei den Seattle Seahawks als Defensive Linemen zu unterschreiben nachdem er ein Jahr bei Thunder glänzen konnte. Jedoch folgte ebenfalls 2005 der Cut ohne einen einzigen Einsatz in der NFL, im Jahr 2006 schloss er sich dem Practice Squad der Philadelphia Eagles an.

Bereits 1994 konnte Thorsten Samulewitz einen Vertrag bei den Dallas Cowboys unterzeichnen, über das Practice Squad konnte er sich jedoch nicht für den regulären Kader empfehlen. Dennoch gelang es ihm mit den Cowboys zwei Super Bowls zu gewinnen ehe er 1998 aufgrund einer Verletzung entlassen wurde und letztendlich bei dem Berliner Team unterkam.

Zu erwähnen wären noch zwei Kicker, David Akers gelang es als Talent der Washington Redskins über den Umweg Berlin auf sich aufmerksam zu machen wodurch er Starting Kicker der Philadelphia Eagles zwischen 2000 und 2010 wurde und seine Karriere noch zwei Jahre in San Francisco und einer Saison in Detroit letztendlich 2013 beendet. In dieser Zeit gelangen ihm sechs Nominierungen für den Pro Bowl sowie die Berufung in das NFL 2000s All-Decade Team.

Ein weiterer Kicker dessen Karriere eigentlich schon vorbei war, war Axel Kruse. Der ehemalige Bundesligastürmer konnte nach seiner Karriere bei Hertha BSC bei Thunder zwei World Bowl Titel feiern und ist mit 169 Karrierepunkten bester Scorer des Berliner Teams.