Beitragsautor: Jörg Kochs 

2005 gewannen die Amsterdam Admirals den World Bowl

John Allen (Admirals) und Jim Tomsula (Thunder) World Bowl 2005
John Allen (Admirals) und Jim Tomsula (Thunder) World Bowl 2005
Foto: imago

Wir starten die Woche mit dem dritten Teil meiner Serie über die NFL Europe. Und um es vorwegzunehmen es wird nächste Woche noch einen letzten Teil geben, weil ich einfach noch mal dann ein bisschen auf die Gründe für den Untergang der Liga eingehen möchte.

Heute schauen wir darauf, wie die Liga immer deutscher wurde, haben ein rheinisches Derby mitten im Ruhrpott und wieso plötzlich der Name eines spanischen Fußballvereins in der Liga auftauchte.

Die Saison 2002 hatte eine Neuerung. Die Barcelona Dragons hatten sich dem FC Barcelona angeschlossen und spielten jetzt als FC Barcelona Dragons. Ansonsten waren es dieselben sechs Teams wie zuvor. Die Katalanen sollten abgeschlagen Letzter werden. Die drei deutschen Teams dominierten die Liga, Düsseldorf wurde Erster, obwohl sie kurioserweise die mit Abstand wenigsten Punkte erzielten. Aber die Defensive war einfach überragend gut. Am letzten Spieltag kam es zu einem Endspiel zwischen Frankfurt und Berlin um das zweite Ticket für den World Bowl. Die Hauptstädter beendeten mit einem Auswärtssieg die Hoffnungen der Hessen. Die Berliner hatten die beste Offensive der Liga und so kam es im World Bowl in Düsseldorf zum Duell einer überragenden Defensive mit einer überragenden Offensive. Es sollte zudem das letzte Spiel im alten Rheinstadion sein. Doch ein Happy End gab es für die Düsseldorfer nicht, Berlin siegte mit 26 zu 20 vor allem weil Rhein Fire die erste Halbzeit komplett verschlief. Jamal Robertson, eine Running Back wurde zum MVP der Saison. Doch wie so viele Spieler konnte er sich in der NFL nicht behaupten, weder in San Francisco noch in Carolina oder Arizona.

2003 änderten sich ein paar Stadien. Die Dragons zogen ins Mini Estadi. Dort spielte sonst eigentlich die Jugendmannschaft des FC Barcelona sowie das Frauenteam. Die Thunder durften ins Olympiastadion ziehen und Düsseldorf musste für zwei Jahre in die Arena auf Schalke ausweichen. Der Modus blieb identisch. Die Liga war eng wie nie, Frankfurt und Düsseldorf kamen mit sechs Siegen in den World Bowl, Titelverteidiger Berlin wurde mit drei Siegen Letzter. Da Rhein Fire und Galaxy den deutschen Football zu dieser Zeit beherrschten, sprach man beim Duell von den beiden vom Deutschen Derby. Kurioserweise wurde aber am 14 Juni 2003 ganz woanders gespielt, nämlich in Glasgow. Die Hessen macht einen kurzen Prozess und siegten mit 35 zu 16. Nur das letzte Quarter mussten sie abgeben. MVP der Saison wurde RB Ken Simonton von den Scottish Claymores. Er versuchte sich in der NFL in San Francisco Buffalo und Detroit. MVP im World Bowl wurde Jonas Lewis. Lewis war nur eine sehr kurze Zeit in der NFL, scheiterte dann in San Francisco.

2004 wurde die Liga noch etwas deutscher, die FC Barcelona Dragons lösten sich auf und die Cologne Centurions kamen neu dazu. Vier von sechs Teams waren jetzt deutsch. Gleich am ersten Spieltag war das rheinische Derby angesetzt, dass jedoch nicht im Rheinland sondern auf Schalke stattfand. Düsseldorf siegte damals gegen Köln knapp mit 26 zu 25. Berlin war in dieser Saison das Überteam und holte neun Siege in zehn Spielen. Die Thunder mussten sich lediglich in Woche 6 in Köln geschlagen geben. Gegner im World Bowl 12 waren die Frankfurt Galaxy. Gespielt wurde in der Arena auf Schalke. Lange Zeit schien es ein einseitiges Finale zu werden, sechs Minuten vor Schluss hatte Berlin einen vermeintlich beruhigenden Vorsprung von 30 zu 10. Dann allerdings brach der hohe Favorit komplett ein und rettete sich am Ende gerade soeben mit 30 zu 24.

MVP wurde Eric McCoo. Der RB spielte in Philadelphia und Chicago. Der MVP der Saison wurde Thunder Quarterback Rohan Davey. Er ist einer der wenigen, der in der NFL tatsächlich Erfolg hatte. Mit den New England Patriots konnte er zweimal den Titel gewinnen, allerdings muss man dazu sagen, dass er lediglich der Backup eines gewissen Tom Brady war. Er selbst hatte lediglich 19 Pässe in der besten Liga der Welt, war auf keinen Touchdown aber auch keine Interception.

2005 verabschiedete sich das nächste Team, dieses Mal waren es die Scottish Claymores. Zum letzten Mal kam ein neues Team dazu und zwar waren das die Hamburg Sea Devils. Damit bestand die Liga fast ausschließlich aus deutschen Clubs, einzige Ausnahme waren die Amsterdam Admirals. Und tatsächlich sollten es die Holländer ins Endspiel schaffen, und das gegen Berlin. Und es kam noch besser, Amsterdam gewann in der damals nagelneuen LTU-Arena und schlug die Berliner mit 27 zu 21. Es war eines der spannendsten Spiele überhaupt. Der Titel Verteidiger hätte mit dem letzten Drive des Spiels noch gewinnen können, doch der Angriff wurde geblockt. Dave Ragone wurde zum MVP der Saison, der Quarterback der Berlin Thunder war einst in der dritten Runde das NFL Draft ausgewählt wurden, hatte sich aber nie durchsetzen können. Im Moment ist er übrigens OC der Atlanta Falcons. Kurt Kittner wurde im Endspiel MVP. Wie die meisten anderen auch, konnte er sich in der NFL nicht durchsetzen, versuchte es erfolglos in Atlanta, Cincinnati, New York, New England, Pittsburgh und Chicago.